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				La Gomera
				Verfasst: 26. Februar 2013, 19:30
				von Thomas Brand
				Liebe Reisefreunde,
im Februar 2013 besuchten wir – meine Frau und ich – La Gomera. Es war der zweite Urlaub auf der zweitkleinsten der Kanarischen Insel. Vor acht Jahren waren wir schon einmal dort. Wie damals stand für uns das Wandern in den unterschiedlichen Landschaften von Meereshöhe bis knapp 1500 m, zwischen Sukkulentenbusch und Nebelurwald, im Fokus. Grandiose Landschaften, Weitblick zu den Nachbarinseln, atemberaubende Schluchten und eine faszinierende Flora
Zunächst möchte ich ein paar Eindrücke vermitteln, welche Sukkulenten in unmittelbarer Menschennähe zu finden sind: in Vorgärten, auf Balkonen und Terrassen. Danach – Schritt für Schritt – werde ich die natürlich vorkommenden kanarischen Sukkulenten vorstellen, meist Endemiten des Archipels, manche sogar auf nur wenigen Inseln oder nur auf La Gomera vorkommend. Zwischendrin sind bestimmt auch ein paar Landschaftsaufnahmen dabei  
 
Balkon in La Calera, Valle Gran Rey: v.l.n.r Hylocereus (?), Sedum morganianum, Graptopetalum spec. (blühend), Selenicereus (?) - offensichtlich etwas gestresst
Balkon in La Calera, Valle Gran Rey: Kalanchoe und Aloe
Vorgarten in Vizcaina, Valle Gran Rey: Crassula ovata in Blüte
Vorgarten in Agulo, Nordküste: Aloe
Vorgarten in einem oberen Ortsteil von Vallehermoso: Kalanchoe beharensis 
"Vorgarten" in Vizcaina, Valle Gran Rey: mehr oder weniger traurige Gestalten ...
Und zum Schluss (für heute) noch ein Rätsel: Was ist die Wandbegrünung?  (Agulo)
Hasta pronto
Thomas
 
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 26. Februar 2013, 22:06
				von nobby
				Hallo Thomas,
das ist eine wirklich tolle Idee, ein paar Eurer Urlaubeindrücke mit uns zu teilen.
Bin schon sehr gespannt.
Ich oute mich jetzt auch direkt als einer derjenigen (viele gibt es wahrscheinlich nicht), der noch nie auf einer Kanarischen Insel war. 
Vielleicht kommt ja jetzt der Impuls, der nötig ist, um mich zu überzeugen.
Liebe Grüße
Norbert
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 27. Februar 2013, 10:19
				von Christa
				Hallo Thomas,
sehr schöne Bilder hast Du uns mitgebracht.
Ich freu mich schon auf die weiteren.
LG Christa
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 27. Februar 2013, 10:26
				von Josef
				Hallo Thomas,
natürlich gefallen mir die Bilder auch gut. Ich kann mich erinnern, daß eine Freundin schwarzen Sand von der Insel mitgebracht hatte.
Hast du noch ein näheres Bild von der Wandbegrünung? 
Evtl. ist es ein Sedum. Ich kann leider die Blätter und Knospen nicht genügend vergrößern.
Es grüßt Josef
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 27. Februar 2013, 19:07
				von Thomas Brand
				Moin und Hola!
Schön, dass das Interesse geweckt ist! 
Ja, nobby, dann will ich mal in der nächsten zeit versuchen, Dich neugieriger zu machen. Wobei La Gomera anders ist als die hohen Inseln La Palma und Teneriffa oder die östlichen und trockenen Inseln Lanzarote und Fuerteventura ...
Zum Rätsel der Wandbegrünung ein weiteres Bild:
Weiteres dann bald, habe heute keine Zeit, mich hier länger zu tummeln  
 
Hasta pronto
 
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 28. Februar 2013, 07:55
				von michael
				Hallo Thomas, 
danke auch von mir für die Bilder (und die noch kommenden). Und ich oute mich auch, ich war noch nie auf einer der Inseln, obwohl sie mich reizen. Aber das wird schon noch werden. 
Zu der Wandbegrünung, tja irgendwie fällt mir da Pereskia ein.
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 28. Februar 2013, 08:22
				von Josef
				Bingo Michael,
es fehlen nur noch ein paar Dornen.
Es grüßt Josef
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 28. Februar 2013, 18:21
				von Thomas Brand
				Hola,
si, claro! 
Pereskia! Ich schätze es ist 
P. aculeata. Leider war die Pflanze gänzlich gesund, kein Rostpilz zu finden  

  An 
P. aculeata ist nämlich ein Rostpilz (
Aecidium peireskiae) an Kakteen beschrieben worden. Da keimt dann schon die Hoffnung des Phytopathologen, wenn er die Pflanze erkannt  hat...
Übrigens bin ich dankbar, wenn jemand die Artnamen der nicht näher bezeichneten Pflanzen ergänzt - 
Aloe, 
Graptopetalum etc.!
Nun ja, noch ein paar Bilder "ortsnah" soll es heute geben, bevor wir in den nächsten Tagen Sukkulentenbusch, Steilwände und Schattenlagen erkunden!
Nochmals 
Sedum morganianum und ein 
Graptopetalum in La Calera:
Tillandsien sieht man auch recht häufig, Agulo:
Als Steingartenpflanze in El Hornillo, Valle Gran Rey, mit einem 
Pilosocereus chrysostele (?)
Und als vorerst letztes Bild eine 
Mammillaria mit absonderlichem Wuchsverhalten in Arure. Multidichotom-Cristat? 

hasta pronto
Thomas
 
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 28. Februar 2013, 21:14
				von Manfrid
				Die Mammillaria ist ein dolles Stück, ein "offenbares Geheimnis" (nach Goethe). Wenn man soetwas verstanden hat, hat man ein gutes Stück vom Pflanzenwachstum verstanden, denke ich. (Bin aber noch nicht so weit...)
Manfrid
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 1. März 2013, 17:46
				von Thomas Brand
				Moin,
So, nun wollen wir uns mal etwas von den Ortschaften abwenden. Ein letzter Blick auf Garabato, Vallehermoso, Nord-Gomera: Eine prächtige Aloe!
Die Kanaren-Endemiten der 
Crassulaceae – 
Aeonium, 
Greenovia, 
Monanthes und 
Aichryson dürfen natürlich nicht fehlen. Beginnen wir mit der formenreichsten Gattung: 
Aeonium. 
Auf La Gomera gibt es nach Angaben des Naturführers „Die Kosmos-Kanarenflora“ etwa acht unterschiedliche Arten, davon zwei Gomera-Endemiten. Unterwegs auf der Insel ist es oft schwierig, manche Arten sicher anzusprechen, besonders wenn es sich um kleine unverzweigte Exemplare handelt. Und im Nachhinein geht es gar nicht. Leider ist die Blütezeit der meisten Aeonien auch erst ab März, so dass ich im Februar kaum Blüten sah und diese sowie die Struktur des Blütenstands als Anhaltspunkt nutzen konnte. So kann ich nicht behaupten 
A. palmense (auf La Palma und La Gomera zu finden) und 
A. urbicum  (Tenerifffa und La Gomera) gesehen zu haben. Nicht aufgefallen ist mir 
A. sedifolium, deren Vorkommen auf La Gomera aber fraglich ist.
Aeonium spathulatum (oder 
A. saundersii?) ist mir an einer Stelle, südl. Vallehermoso, nahe Cruz de la Cuesta aufgefallen. Fast senkrechte Wand (wie übrigens meistens Aeonien in den Wänden zu finden sind), Ausrichtung nördlich, schattig. Die Art ist als kleiner Halbstrauch zu bezeichnen und auf allen Kanareninseln außer Lanzarote und Fuerteventura zu finden.
Aeonium holochrysum ist eine verzweigte, weit verbreitete Art, die mit einer sehr langen Blütezeit von November bis Juni auch Winterurlaubern auffallen kann. Warum ich keine blühende Pflanze fotografiert habe, weiß ich auch nicht … Sie steht oft in Felswänden in der vollen Sonne - wo da das Wasser herkommt? 
			
				
			
 
			-  Zwischen Lo del Gato und Taco, Südküste, dunkler Fels, nach Süden gerichtet.
 		
		
		
		
			 
Ich vermute, dass die meisten in der Folge als 
Aeonium spec. bezeichneten Pflanzen zu 
A. holochrysum zu zählen sind.
			
				
			
 
			-  Ausnahmsweise mal mit etwas Wurzelraum ...
 		
		
		
		
			 
			
				
			
 
			-  Am überhängenden, nordwärts gerichteten Fels, 700 m Seehöhe.
 		
		
		
		
			 
			
				
			
 
			-  Jungpflanze mit Farn (vermutlich Cheilanthes spec.)
 		
		
		
		
			 
			
				
			
 
			-  Man lässt sich in die Sonne hängen ...
 		
		
		
		
			 
			
				
			
 
			-  Im Barranco de Arure, im engen Kessel eines Wasserfalls
 		
		
		
		
			 
Die beiden La Gomera-Endemiten 
Aeonium decorum und 
A. subplanum werde ich im nächsten Beitrag zeigen.
beste Grüße
Thomas
 
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 2. März 2013, 07:54
				von Thomas Brand
				Moin CABAC,
nein, Apteranthes gibt es nicht (natürlicherweise) auf La Gomera. Die Pflanzen sind auf Lanzarote und Fuerteventura zu finden. Und dort auch nur an wenigen Standorten, so weit ich weiß. 
Asclepiadaceae gibt es zwei auf Gomera, von denen ich aber nur Periploca laevigata fand - im Sukkulentenbusch und an Ruderalstellen häufig (Bilder später). Ceropegia dichotoma  habe ich schon mal auf Teneriffa gesehen, aber auf La Gomera nicht entdeckt, allerdings auch nicht intensiv gesucht.
Gruß
Thomas
			 
			
					
				Re: La Gomera
				Verfasst: 2. März 2013, 07:57
				von Thomas Brand
				Moin,
Nun also zu den zwei Gomera-Endemiten aus der Gattung 
Aeonium: Zunächst 
A. decorum, das zierliche Aeonium. Es ist anhand der relativ geringen Größe (5-10 cm Durchmesser der Rosetten) und der Blütenfarbe weiß-rosa zumindest in der Blütezeit gut zu erkennen. Die kleinen Halbsträucher sind stark verzweigt, die Blätter meist rötlich überlaufen. Es wächst auf trockenen Felsstandorten, wo uns aber immer nur wenige Pflanzen begegneten (es war zugegeben auch keine Aeonium-Safari, bei der ich darauf fixiert war die Arten zu dokumentieren). Das Foto entstand oberhalb von Taguluche, Westküste, in einer süd-westlich ausgerichteten Steilwand – das Bild ist nicht verdreht, der Ast wuchs tatsächlich waagerecht aus dem Fels …
Im Gegensatz zur vorgenannten Art fanden wir 
A. subplanum in großen Beständen meist in Schattenlagen,  wiederum in Felswänden, meist auf der Nordhälfte der Insel, oft vergesellschaftet mit nicht-sukkulenten Pflanzen. Wie man auf sehen kann sowohl in feuchten als auch in trockenen Wänden. Das hellgrüne Band in der Mitte der Standortaufnahme (Mirador de Tajaque, Nordwestflanke des Cumbre de Tajaque, südlich Hermigua) besteht aus hunderten 
A. subplanum. 
Aeonium subplanum wird groß. Bis zu 80 cm Durchmesser können die flachen Rosetten erreichen. Im vegetativen Stadium sind sie der Unterlage dicht angepresst, zur Blüte dann eher locker und mit bis zu 30 cm hohem, lockeren Blütenstand. Die Blätter sind sehr typisch geformt und behaart. Wer die Art einmal erkannt hat, wird sie nicht mehr verwechseln (mit was auch? Die ähnlichste Art
 A. tabulaeforme ist nur auf Teneriffa zu finden.
An einer etwa 3 m hohen Felswand entlang einer Straße im Nebelwald (Bosque del Cedro):
Jungpflanze in Moos: 
Feuchte Felswand mit Efeu (Mirador de Tajaque, Nordwestflanke des Cumbre de Tajaque, südlich Hermigua):
Und noch zwei trockenere Standorte, aber immer noch schattig bis halbschattig:
Zum Abschluss ein Gesellschaftsbild mit anderen sukkulenten 
Crassulaceae, die ebenfalls die volle Sonne scheuen: 
Greenovia aurea und 
Monanthes pallens, denen wir uns später noch widmen werden.
hasta luego
Thomas