Gattungshybriden bei Kakteen
Verfasst: 12. August 2011, 23:08
Ich möchte hiermit einen Thread eröffnen, der sich mit Fragestellungen bezüglich Kreuzungen zwischen verschiedenen Kakteengattungen befasst.
Kakteengewächse sind, ähnlich wie z.B. auch Orchideen, eine verhältnismäßig junge Pflanzenfamilie die evolutionsbiologisch betrachtet noch in der Entwicklung sind. Die Speziation (Artbildung) ist bei den Kakteen in vollem Gange, und die Molekularbiologen haben u.A. aufgrund der nahen Verwandschaftsverhältnisse ihre liebe Not sinnvolle Stammbäume zu erstellen.
Wenn Kreuzungsbarrieren wegfallen (Räumliche Trennung, Spezialisierung auf einen Bestäuber, Jahres- und Tageszeitliche Unterschiede in der Blütenbildung etc.) sind viele Kakteen miteinnander kreuzbar, von denen man dies so zunächst nicht erwarten würde.
Zu diesem Thread animiert hat mich zweierlei:
1.) Ein Bild einer von mir nicht für möglich gehaltenen Hybride zwischen Lophophora und Echinopsis
2.) Ein Artikel über Geohintonia mexicana, in dem vermutet wird, dass es sich hierbei um eine fixierte Hybride aus Aztekium hintonii mit einem anderen Kaktus, vermutlich Echinocactus horizonthalonius handeln könnte.
Das schnelle Artbildung durch Hybridisierung bei Pflanzen möglich ist, ist nichts neues.
- Das Salz-Schlickgras (Spartina anglica) des Wattenmeeres z.B. gibt es erst seit einigen Jahren.
Es entstammt einer Kreuzung zwischen einer kleinen einheimischen Art (Spartina maritima) mit einer eingeschleppten amerikanischen Art (Spartina alterniflora). Die simple Hybride zwischen beiden Arten heißt Spartina x townsendii, und ist unfruchtbar. Kommt es aber bei der Meiose zufällig zur Chromosomenverdopplung, so entsteht nicht einfach eine Hybride, sondern die daraus resultierende Pflanze ist fertil. Es handelte sich in diesem Fall um die Art Spartina anglica.
Die Chromosomenverdoppelung kann auch künstlich durch Colchizin (Das Gift der Herbstzeitlose) induziert werden.
Zahlreiche Nahrungspflanzen des Menschen wurden so erzielt.
- Andererseits kann die andauernde Hybridisierung zweier Arten auch dazu führen, dass die seltene der beiden Arten komplett im Genpool der anderen aufgeht, und somit ausstirbt. Dieses Phänomen ist z.B. bei den endemischen Strauchmargeriten der Kanaren zu beobachten. Die zahlenmäßig sehr häufig, von Menschen als Zierpflanzen gehaltenen, Strauchmargeriten kreuzen sich dabei mit den seltenen endemischen Strauchmargeriten, und verdrängen diese damit nach und nach völlig, wenn nicht versucht wird die Fortpflanzungsbarrieren aufrecht zu erhalten.
Festzuhalten ist also:
Durch Hybridisierung können neue Arten entstehen, aber auch biologische Vielfalt verloren gehen.
- Es ist daher wichtig genau definierte Herkünfte (Feldnummern) rein zu erhalten.
- Es bietet sich aber auch die Gelegenheit zu experimentieren.
Nun gibt es viele weitere Faktoren, die eine gelungene Hybridisierung verhindern können.
Bei einigen Arten führt z.B. artfremder Pollen sehr wohl zur Entwicklung von fruchtbaren Samen, allerdings wurde durch den Pollen nur die Samenentwicklung angeregt. Wie bei einer Selbstbefruchtung bilden sich also artreine Pflanzen.
Aber trotz aller zu erwartenden Misserfolge können hin und wieder einige durchaus interessante Hybriden entstehen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Hybriden gemacht?
Welche Gattungshybriden kennt ihr?
Habt ihr eventuell selbst schonmal den Pinsel geschwungen bei Kakteen die einfach nur zum gleichen Zeitpunkt geblüht, aber nicht näher miteinnander verwandt waren?
Auch das Nachvollziehen von Verwandschaftsverhältnissen würde mich sehr interessieren:
Lassen sich z.B. Aztekium hintonii und Echinocactus horizonthalonius tatsächlich miteinnander kreuzen?
Lässt sich Astrophytum caput-medusae mit anderen Astrophyten kreuzen (Kreuzung zweier Untergattungen)?
Es wird vermutlich extrem selten vorkommen. Aber wie in der Zoologie, wo manche Tierkreuzung lange Zeit für völlig unmöglich gehalten wurden und später trotzdem einmal stattfanden, kann es bei einer großen Anzahl von Versuchen schließlich doch einen Volltreffer geben.
Ich bin auf eure Erfahrungen und eventuell auch Bilder gespannt.
In diesem Sinne...
Gruß,
Charles Dawkins
Kakteengewächse sind, ähnlich wie z.B. auch Orchideen, eine verhältnismäßig junge Pflanzenfamilie die evolutionsbiologisch betrachtet noch in der Entwicklung sind. Die Speziation (Artbildung) ist bei den Kakteen in vollem Gange, und die Molekularbiologen haben u.A. aufgrund der nahen Verwandschaftsverhältnisse ihre liebe Not sinnvolle Stammbäume zu erstellen.
Wenn Kreuzungsbarrieren wegfallen (Räumliche Trennung, Spezialisierung auf einen Bestäuber, Jahres- und Tageszeitliche Unterschiede in der Blütenbildung etc.) sind viele Kakteen miteinnander kreuzbar, von denen man dies so zunächst nicht erwarten würde.
Zu diesem Thread animiert hat mich zweierlei:
1.) Ein Bild einer von mir nicht für möglich gehaltenen Hybride zwischen Lophophora und Echinopsis
2.) Ein Artikel über Geohintonia mexicana, in dem vermutet wird, dass es sich hierbei um eine fixierte Hybride aus Aztekium hintonii mit einem anderen Kaktus, vermutlich Echinocactus horizonthalonius handeln könnte.
Das schnelle Artbildung durch Hybridisierung bei Pflanzen möglich ist, ist nichts neues.
- Das Salz-Schlickgras (Spartina anglica) des Wattenmeeres z.B. gibt es erst seit einigen Jahren.
Es entstammt einer Kreuzung zwischen einer kleinen einheimischen Art (Spartina maritima) mit einer eingeschleppten amerikanischen Art (Spartina alterniflora). Die simple Hybride zwischen beiden Arten heißt Spartina x townsendii, und ist unfruchtbar. Kommt es aber bei der Meiose zufällig zur Chromosomenverdopplung, so entsteht nicht einfach eine Hybride, sondern die daraus resultierende Pflanze ist fertil. Es handelte sich in diesem Fall um die Art Spartina anglica.
Die Chromosomenverdoppelung kann auch künstlich durch Colchizin (Das Gift der Herbstzeitlose) induziert werden.
Zahlreiche Nahrungspflanzen des Menschen wurden so erzielt.
- Andererseits kann die andauernde Hybridisierung zweier Arten auch dazu führen, dass die seltene der beiden Arten komplett im Genpool der anderen aufgeht, und somit ausstirbt. Dieses Phänomen ist z.B. bei den endemischen Strauchmargeriten der Kanaren zu beobachten. Die zahlenmäßig sehr häufig, von Menschen als Zierpflanzen gehaltenen, Strauchmargeriten kreuzen sich dabei mit den seltenen endemischen Strauchmargeriten, und verdrängen diese damit nach und nach völlig, wenn nicht versucht wird die Fortpflanzungsbarrieren aufrecht zu erhalten.
Festzuhalten ist also:
Durch Hybridisierung können neue Arten entstehen, aber auch biologische Vielfalt verloren gehen.
- Es ist daher wichtig genau definierte Herkünfte (Feldnummern) rein zu erhalten.
- Es bietet sich aber auch die Gelegenheit zu experimentieren.
Nun gibt es viele weitere Faktoren, die eine gelungene Hybridisierung verhindern können.
Bei einigen Arten führt z.B. artfremder Pollen sehr wohl zur Entwicklung von fruchtbaren Samen, allerdings wurde durch den Pollen nur die Samenentwicklung angeregt. Wie bei einer Selbstbefruchtung bilden sich also artreine Pflanzen.
Aber trotz aller zu erwartenden Misserfolge können hin und wieder einige durchaus interessante Hybriden entstehen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Hybriden gemacht?
Welche Gattungshybriden kennt ihr?
Habt ihr eventuell selbst schonmal den Pinsel geschwungen bei Kakteen die einfach nur zum gleichen Zeitpunkt geblüht, aber nicht näher miteinnander verwandt waren?
Auch das Nachvollziehen von Verwandschaftsverhältnissen würde mich sehr interessieren:
Lassen sich z.B. Aztekium hintonii und Echinocactus horizonthalonius tatsächlich miteinnander kreuzen?
Lässt sich Astrophytum caput-medusae mit anderen Astrophyten kreuzen (Kreuzung zweier Untergattungen)?
Es wird vermutlich extrem selten vorkommen. Aber wie in der Zoologie, wo manche Tierkreuzung lange Zeit für völlig unmöglich gehalten wurden und später trotzdem einmal stattfanden, kann es bei einer großen Anzahl von Versuchen schließlich doch einen Volltreffer geben.
Ich bin auf eure Erfahrungen und eventuell auch Bilder gespannt.
In diesem Sinne...
Gruß,
Charles Dawkins