Erstbeschreibungen von Aloen

Aloe, Haworthia, Gasteria, Astroloba, ...
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Tobias Wallek
Beiträge: 445
Registriert: 10. Februar 2009, 19:47

Erstbeschreibungen von Aloen

Beitrag von Tobias Wallek »

Hallo zusammen !

Da mir hier bisher so vorzüglich geholfen wurde, hätte ich da noch ein paar weitere Fragen.

Es geht um die Erstbeschreibung von Aloe bargalensis.
Im lateinischen Teil gibt es folgenden Satz:
foliorum margines dentibus rigidis, 1-2 mm. longis, 12-25 mm. inter se distantibus rigidis, 1-2 mm. longis, 12-25 mm. inter se distantibus muniti.

Blattränder mit steifen / starren Zähnen, 1-2 mm lang, 12-25 mm auseinander liegend.

Warum taucht der Teil mit den Größenangaben zu den Randzähnen hier zweimal auf ?

Bei folgendem Satz habe ich so meine Zweifel, das er wirklich korrekt ist:
inflorescentiae 1-4 ex eadem rosettamnascentes, in speciminis nostris simplices vel rarius 1-2 ramosae, 70-120 mm longae.

Das würde ja heißen:
Blütenstand 1-4 aus einer Rosette, in unserem Exemplar einfach oder selten mit 1-2 Verzweigungen, 70-120 mm lang.

Da nachfolgend bei den Blütentrauben eine Länge von 30-40 cm angegeben ist, dürfte es sich hier (70-120 mm longae.) wohl um einen Druck-/Schreibfehler handeln und es sollten eigentlich Zentimeter sein.
Der ICBN ist ja dafür bekannt ordentlich viele Paragraphen zu beinhalten.
Meine Frage wäre jetzt, ist dann diese Erstbeschreibung überhaupt gültig, da sie so ja definitiv nicht auf die betreffende Pflanze zutrifft (das abgebildete Exemplar hat definitiv einen Blütenstand der höher als 7-12 cm ist) ?

Ciao Tobias
Andreas
Moderator
Beiträge: 336
Registriert: 21. November 2008, 15:20

Re: Erstbeschreibungen von Aloen

Beitrag von Andreas »

Hallo Tobias,

zu der Aloe bargalensis kann ich nichts sagen, da ich die Erstbeschreibung nicht parat habe. Aber bei der lateinischen Diagnose scheint in der Tat nicht alles in Ordnung zu sein. Das Lateinische ist eben nicht jedermanns Sache. :)

Grundsätzlich ist es allerdings so, dass maßgeblich die Beschreibung in Worten, nicht Bilder oder Zeichnungen sind. Bilder oder Zeichnungen sind nicht vorgeschrieben. Typografische oder orthografische Fehler können jederzeit korrigiert werden. Wenn also klar ist, dass "mm" gemeint sind und es steht gedruckt "m", ist das kein Problem. Einfach ein "zu ignorierender" Fehler.

Wenn aber Text und Bild, wie von Dir beschrieben, voneinander abweichen oder widersprüchlich sind, kann man das in Wege der "Emendierung" bereinigen. Der alte Name bleibt aber gültig.
Bei Aloe bargalensis bedeutet dies hinsichtlich der Blütentrauben, dass in einer Bearbeitung der Fehler richtig gestellt werden müsste und dann passt es wieder.

Hört sich jetzt etwas verwirrend an, ist aber tatsächlich noch schlimmer. ;) Der ICBN ist fürchterlich kompliziert und unübersichtlich. Zu jeder Regel gibt es Ausnahmen, die dann wieder Ausnahmen haben, ....

Trotzdem: Nicht nachlassen.

Herzliche Grüße

Andreas
Tobias Wallek
Beiträge: 445
Registriert: 10. Februar 2009, 19:47

Re: Erstbeschreibungen von Aloen

Beitrag von Tobias Wallek »

Hallo Andreas !

Vielen Dank für deine Erklärungen.
Es ist natürlich möglich, dass diese Korrektur mittlerweile vorgenommen wurde. Leider gibt es viel zu viele Sukkulentenprganisationen auf diesem Globus und man kann nicht überall Mitglied sein und bekommt dementsprechend auch nicht alles mit.

Das bei der lateinischen Diagnose nicht alles korrekt ist hatte mich etwas verwundert, da die Erstbeschreibung von John Lavranos stammt (der eigentlich wissen sollte, wie es geht :) ).

Im gleichen Artikel im Cactus & Succulent Journal (U.S.), 1973 wurde vom selben Autor noch eine Aloe pulchra beschrieben. Der Name hatte mir auch erstmal Rätsel aufgegeben, weil er laut CITES-Liste ein nom. illeg., Art. 53.1 ist. Er wurde 1974 von G.D.Rowley zu A. bella umkombiniert.
Den Paragraphen hatte ich mir angekuckt und war dann auch erst mal nicht viel schlauer, weil bei den Aloen ansonsten eigentlich nur eine A. cooperi ssp. pulchra bekannt ist, die aber erst 1887 von Glen & D.S.Hardy beschrieben wurde.
Hilfreich ist es da, wenn man sich auch mit den anderen Gattungen aus der Familie der Aloaceae beschäftigt.
Es gibt eine Gasteria pulchra und genau da lag auch des Rätsels Lösung, da früher diverse andere Gattungen zu den Aloen gezählt wurden.
1789 von Aiton als Aloe maculata var. pulchra beschrieben und 1804 von Haworth zu A. pulchra umkombiniert. Haworth war dann auch derjenige, der die Art 1812 zu Gasteria pulchra umkombiniert hat.

Das nur so als kleine Anekdote, das ein Nachlassen für mich derzeit nicht in Frage kommt :D

Ein bisschen Schade ist es natürlich, das aufgrund solcher uralten Bezeichnungen diverse Epithetons nicht mehr benutzt werden dürfen.
Gerade die Anzahl von Wörtern, die charakteristische Eigenschaften einer Pflanze treffend beschreiben, ist doch relativ limitiert und muss/wird heute dann oftmals durch Benennungen zu Ehren irgendwelcher Personen ersetzt (was mir dann wiederum relativ wenig über die entsprechende Pflanze sagt :roll: ).

Ciao Tobias
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