pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

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Wüste
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pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von Wüste »

Hallo,
viele kakteen wachsen in leicht sauren ( so ca. pH 6-6,5) besonders gut, es wird auch empfohlen diese Arten in leicht saurem, organikhaltigem (Kokohum, Torf etc.) zu kultivieren.
Nun habe ich gesehen, auch in Kakteengärtnereien, daß diese "sauren" Arten z.T. in reinem Bims gehalten werden, z.T. nur zum Bewurzeln oder sie stehen in Bims-Lava-Zeolith-Mischungen, bzw. einfach rein mineralisch. Ist auch immer wieder zu lesen. Bei diesen Substraten dürfte der pH-Wert eigentlich irgendwo zwischen 7 und 7,5 liegen. Diese Substrate kann man sicher gut auf guten Abfluss überschüssigen Wassers, gute Restwasser-Rückhaltung, gute Durchlüftung hintrimmen (Korngröße, Bestandteile). Etwas schwieriger ist dieses bei organik-haltigen Substraten (meine eigene Erfahrung).

Das irritiert etwas, es ist scheinbar widersprüchlich, zumindest ohne Erleuchtung.

Frage: wenn ich für "saure Arten" ein rein mineralisches Substrat verwende, muss ich dann die Düngerlösung noch gering ansäuern (z.B. wenige Tropfen Schwefelsäure) und immer gut durchgießen? Öfters mit reinem Wasser spülen? Oder passen sich die "sauren Arten" aus der Gruppe z.B. Notocactus, Echinopsis einfach an ein Substrat mit höherem pH-Wert an? (In diesem Fall ware ja die Empfehlung "etwas Organik für leicht saueren pH-Wert" eigentlich hinfällig ?)

Viele Grüße
Wüste
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WoBo
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von WoBo »

Je nachdem, aus welcher Quelle Bims (oder andere Substrate) stammen, sind auch deren pH-Werte unterschiedlich; eine pauschale Regel gibt es da nicht. Und umgekehrt: Wer organische Bestandteile in Substrat mischt, macht das sicherlich aus allen möglichen Gründen, aber nicht um den pH-Wert zu senken.
Meine Erfahrung: Unabhängig davon, woraus das Substrat besteht, muss man den pH-Wert im Auge behalten. Wichtigster Einflussfaktor ist da aber das Gießwasser. Wer nur hartes Leitungswasser zur Verfügung hat (ich z. B. wohne in einem Karstgebiet; da bröckelt das Wasser mit 30° Härte aus dem Hahn), muss regelmäßig ansäuern. Eventuell ist das bei mineralischem Substrat noch etwas wichtiger, weil organische Bestandteile eine gewisse Pufferkapazität haben, aber das ist nur ein gradueller Unterschied. Schwefelsäure würde ich übrigens nicht verwenden: Essigessenz lässt sich wesentlich leichter dosieren und birgt bei Weitem weniger Risiken und Nebenwirkungen für den Anwender! (Für größere Wassermengen sieht das gegebenenfalls anders aus, siehe z. B. hier: viewtopic.php?p=23260&hilit=ans%C3%A4uern#p23260)

Bis neulich
Wolfgang
Wüste
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von Wüste »

Hallo Wolfgang,

ich stimme Dir weitgehend zu. Passt.

--Ja, die Bimsherkunft ist wichtig, ich nehme Eiffelbims (Uhlig), passt.
--Ich gieße immer mit Regenwasser (bei mir ca. pH um 5,5, mit Messstreifen Merck gemessen). Das erniedrigt den pH-Wert für kurze Zeit (besser als garnichts) aber nicht bis zum Abtrocknen des Substrats.
--Allerdings: Organik mische ich tatsächlich auch wegen der pH-Wert-Senkung zu und wegen der vielen Literaturangaben über Organikzugabe (Notocactus, Echinopsis..). Die Organik fängt die Ionen (Ca, Na, K etc.), die zu höherem pH-Wert führen, eben auf längere Zeit ab, ev. bis nach vielen Monaten/Jahre die organischen Säuren verbraucht sind.
--Schwefelsäure 14%ig oder besser geringer konzentriert dosieren (bei pH-Messung !!): natürlich nur tropfenweise mit Pipette auf mehrere Liter Wasser mit Umrühren, Erarbeiten von Erfahrungswerten für die Zugabe (z.B. 3 Tropfen auf 5L), dann muss man nicht jedesmal pH-messen. Geht eigentlich problemlos und schnell, mit Schutzbrille und Gummihandschuhen (ich machs ohne, mit Chemie habe ich aufpassen gelernt im Studium). Ich muss ja in der Küche mit Essigessenz ebenso aufpassen (oder beim Chilischneiden) oder im Sanitärbereich mit den Reinigungsmitteln.

Den Link von Dir kenne ich. Salpetersäure erhöht den Nitratgehalt, Phosphorsäure den Phosphorgehalt. Essigsäure, ev auch Zitronensäuren: Möglich. Zerfällt Calcium-Acetat bzw. Calcium-Zitrat nicht wieder, keine Ahnung ? Vermutlich werden diese beim Durchgießen rausgespült. Mit Schwefelsäure bekomme ich aus dem angreifbaren Calcium in den mineralischen Komponenten eben etwas neutraleren Gips (Calciumsulfat CaSO4), der sich auch etwas leichter rausspült als Kalk. Ähnliches bei Natrium, Kalium etc.

Muss/Soll ich denn nun für die Arten, die niedrigeren pH-Wert möchten aber in rein mineralischem Substrat (Bims, Lava, ev. noch Zeolith) mit dem pH um 7 stehen, das Gießwasser (Regenwasser pH um 5,5) schwach ansäuern? Oder passen sich die Arten an (darüber habe ich noch nichts gelesen). Muss ich rein mineral. Substrat ggf. öfters durchspülen um die pH-erhöhenden Ionen (Ca, K, Na etc. mit Verbindungen) rauszuspülen? Ev. noch mit leicht angesäuertem (pH 4,5-5) Wasser ?

Viele Grüße
Wüste
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WoBo
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von WoBo »

Es wurde schon mal angesprochen, dass das Substrat alleine nicht entscheidend ist, sondern die Kombination aus allen Kulturfaktoren (Temperatur/Einstrahlung/Verdunstung, Gießverhalten, Topfgröße ...) zusammenpassen muss. Dem entsprechend lassen sich auch "Wiesenkakteen" problemlos und gut rein mineralisch kultivieren, wenn die Trockenphasen zwischen zwei Gießaktionen nicht zu lang sind. Ganz allgemein sind Kakteen sehr tolerant gegenüber ungünstigen Einzelfaktoren, d. h. selbst wenn die nicht komplett durch andere Faktoren kompensiert werden, geben sie nicht sofort den Löffel ab. Sie wachsen dann eben nicht optimal - z. B. ist bei einem zu hohen pH-Wert die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt, und dann geht halt alles etwas langsamer.

Davon abgesehen würde ich den Bims nicht bei Uhlig kaufen! Nichts gegen die Gärtnerei oder die dortige Qualität, aber es dürfte schwierig werden, den Bims irgendwo noch teurer angeboten zu bekommen ... Such' mal nach "Bims Kakteen" oder "Bims Substrat Kakteen"; dann sollte schon bei den ersten Treffern ein Anbieter aus der Nähe von Andernach auftauchen, der vom reinen Bims in verschiedenen Körnungen bis zum "Premium-Kakteensubstrat" inkl. Zeolith eine gute Auswahl bietet. Selbst die kleinste Gebindegröße liegt deutlich unter dem Uhlig'schen Niveau.

Bis neulich
Wolfgang
Wüste
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von Wüste »

Hallo Wolfgang,

danke für die Info, vielleicht gehe ich doch noch mehr in die rein mineralische Richtung und passe Körnung, Gießwasser, Durchgießen und Spülen etwas an.

Uhlig, die Preise kenne ich. Ich kenne auch Vulcatec, Klanz, Interbims, Rotec etc..

Nachtrag zum Ansäuern: habe gegoogelt, Essigsäure erzeugt mit Kalk Calciumacetat, Zitronensäure Calciumcitrat, Schwefelsäure Calciumsulfat. Salpetersäure Calciumnitrat, Phosphorsäure Calciumphosphat.
Löslichkeiten im Wasser: Calciumphosphat < Calciumcitrat < Calciumsulfat < Calciumacetat < Calciumnitrat (Mauersalpeter). Also Salpetersäure und Essigsäure lösen aus der Oberfläche der Substratkörner am besten Kalk (Calciumcarbonat) heraus. Salpetersäure ist generell agressiver.

Aber was wird sonst noch rausgelöst? Kalium ? Spurenelemente ?

Also ich lasse jetzt die Finger weg vom Ansäuern, habe da zuwenig Erfahrung. Bin kein Bodenkundler, Topf-Bodenkunde ist da noch unklarer. Ich überlasse das schwache Ansäuern den Huminstoffen aus Torf, Kokohum, Kokoschips (Organikanteil ca. 15% und ohne Feinanteil), hier bilden sich teilweise Verbindungen mit den mineralischen Inhaltsstoffen. Regenwasser säuert auch noch gering an. Das ganze lasse ich mind. 1 Monat, besser länger leicht feucht reagieren. Das wäre jetzt mein persönlicher Weg. Sicher gibt es einige Leute, die mit Ansäuern gute Erfahrungen haben, unter deren Bedingungen, ggf. auch für stark kalkhaltiges Leitungswasser.

Viele Grüße
Wüste
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WoBo
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von WoBo »

Wüste hat geschrieben: 30. August 2024, 00:23 ... Also Salpetersäure und Essigsäure lösen aus der Oberfläche der Substratkörner am besten Kalk (Calciumcarbonat) heraus. ...
Ähm, ich glaube da liegt ein kleines Missverständnis vor: Es geht beim Ansäuern nicht darum, Kalk aus dem Substrat herauszulösen - wenn das nötig ist, ist es das falsche Substrat! Vielmehr soll verhindert werden, dass hartes, alkalisches Leitungswasser Kalkablagerungen am/im Substrat verursacht und dessen pH-Wert erhöht.

Bis neulich
Wolfgang
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von Wüste »

Hmm....

Wohl vielleicht beides, wobei der Schwerpunkt sicher bei den Kalkablagerungen durch Leitungswasser liegt, wie Du schreibst. Aus Perlite, Kieselgur, Sand, ev. auch Granit löse ich nichts raus. Aus Eiffel-Bims, vielleicht auch aus Lava minimale Mengen an Kalk, Kalium, Natrium, diese geben ja auch bei der pH-Wert-Messung geringe Mengen solcher Ionen ab, wodurch ich für diese Substratkomponenten minimal über pH 7 lande. Was aber vielleicht nicht so zu Buche schlägt wie kalkhaltiges Gießwasser.

Da fehlten mir als "fortgeschrittenem Anfänger" Infos, Erfahrungen. Ich gieße nur mit Regenwasser. Anscheinend also kann man Arten, für die meist leicht saures Substrat empfohlen wird, auch in rein mineralischen Eiffel-Bims-Lava-Substraten erfolgreich pflegen ohne mit zusätzlich angesäuertem Regenwasser zu gießen, sie passen sich an dem pH-Wert um 7 dann an. Wieder was gelernt.

Danke für diese Diskussion.

Grüße
Wüste
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WoBo
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Re: pH-Wert Düngerlösung u. Gießen bei mineralischem und teil-mineralischem Substrat ?

Beitrag von WoBo »

Ist vielleicht schon etwas zu spitzfindig, aber wenn die Pflanzen bei pH 7 wachsen, ist das keine Anpassung (das wäre ein aktiver Vorgang), sondern Toleranz (sie sind generell in der Lage das +/- zu ertragen).

Bis neulich
Wolfgang
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