Südafrika 2019
Verfasst: 10. Dezember 2019, 23:50
1. Tag, Dienstag, 27. August
Wir haben einen Übernachtflug und treffen uns daher ab 19.00 Uhr am Flughafen in Frankfurt. Jeder reist individuell an. Es gibt etwas Irritation, denn das Abfluggate wurde kurzfristig geändert, aber von Lufthansa nicht kommuniziert. Daher warten einige an dem neuen, andere an dem alten Terminal. Erst kurz vor dem Einchecken um 21.30 Uhr kommt die Gruppe dann zusammen.
Die A 380 hebt pünktlich um 22.10 Uhr ab. Es liegen ziemlich genau 10.000 Kilometer vor uns. Wir fliegen in die Dunkelheit und die Maschine gleitet fast ohne zu ruckeln vor sich hin. Nur beim Übergang vom Land zum Mittelmeer gibt es ein kleines bisschen Thermik mit leichten Turbulenzen. Kurz vor Mitternacht bekommen wir noch ein Abendessen, danach geht das Licht aus. Es herrscht Nachtruhe, soweit man in den engen Sitzen davon reden kann.
2. Tag, Mittwoch, 28. August
Als wir über Namibia schweben, geht die Sonne auf und bei leicht wolkigem Himmel haben wir aus dem Fenster einen schönen Blick auf die kargen Wüstenlandschaften in der Morgensonne und später auf die landwirtschaftlichen Flächen nördlich Kapstadt. Der Norden von Südafrika ist teils von Wolken bedeckt, die aber beim Anflug auf Kapstadt immer weniger werden.
Jeder hat versucht, die Nacht irgendwie dösend zu überstehen und irgendwann rund eine Stunde vor der Landung gibt es dann unser Frühstück. Das ist das einzige weitere Vorkommnis auf dem Flug. Punkt 9.45 Uhr setzt unsere Maschine am Flughafen in Kapstadt auf und ohne große Verzögerung kommen alle Koffer vom Band.
Vom Flughafen Kapstadt hat man einen schönen Blick auf den Tafelberg.
Der Flughafen hier ist recht überschaubar und es sind kurze Wege. So dauert es nicht lange bis wir voller Tatendrang auf Pia treffen, die uns die Reise über begleiten wird. Zuerst tauschen wir Geld, wobei die Bank außerhalb des offiziellen Flughafens gleich einen deutlich besseren Wechselkurs anbietet. Zwei Minuten Geduld kann Geld sparen. Wir bekommen für einen Euro 17 Rand. Dann setzt sich der Tross Richtung Bus in Bewegung. Chris, unser einheimischer Fahrer, wartet schon. Er, der hervorragend Deutsch versteht und es auch ganz gut spricht, war schon in den Jahren zuvor unser Fahrer. Die Koffer sind schnell im Trailer verstaut und ohne große Verzögerung geht es auf die Schnellstraße Richtung Worcester, schließlich ist die Neugier groß.
In Paarl legen wir einen kleinen Stopp an einem Supermarkt ein, denn wir wollen mittags nur ein paar Kleinigkeiten in Form eines Picknicks zu uns nehmen. Essen gehen würde viel zu viel Zeit kosten und ist in einigen Gegenden auch kaum machbar. Dazu ist unser zukünftiges Zielgebiet viel zu dünn besiedelt. Restaurants, Toiletten und Bankautomaten gehören dort zu den Seltenheiten. Im Supermarkt bleiben wir so kurz wie möglich, denn wir wollen Blumen sehen. Es ist gegen 13.00 Uhr, wir haben also noch rund fünf Stunden gutes Licht. Ab 18.00 Uhr wird es hier schnell recht frisch und das Licht lässt deutlich nach, dann schließen sich auch die meisten Blüten.
Die Hottentots-Holland-Berge auf dem Weg nach Paarl.
Erste Berührung mit der südafrikanischen Flora.
Das Motto heißt „stop and show“, also immer, wenn es draußen interessant und lohnenswert erscheint, halten wir an und bleiben, solange es sich lohnt oder bis die Zeit drängt. Chris kennt das schon und legt beim Ruf „Stopp“ immer eine hervorragende Reaktion an den Tag.
Für unseren ersten Halt verlassen wir die Hauptstraße und fahren auf der alten Straße Richtung Du Toits Kloof-Pass. Die Landschaft verwandelt sich abrupt, von Kulturland hin zu scheinbar unberührter Wildnis. So braucht es nicht lange, bis wir an einem geeigneten Platz anhalten, um erste Bekanntschaft mit der hier typischen Fynbos-Vegetation zu machen. Beim Aussteigen ist Vorsicht geboten, an den Linksverkehr muss man sich erst gewöhnen.
Die Vegetation wird hier von drei Elementen dominiert: Erika- und Protea-Gewächsen sowie den seggenartigen Restioniden, auf Deutsch auch Seilgräser genannt. Das deutet auf die traditionelle Verwendung durch die Ureinwohner zur Seilherstellung hin. Die Restioniden sind eine fast ausschließlich südafrikanische Angelegenheit und haben mit Gräsern oder Seggen botanisch nichts zu tun.
Erica vestita
Leucadendron daphnoides
Elegia capensis ist eine der vielen Restioniden der Kapregion.
Überall zwischen den Lücken wachsen dicht am Boden unzählige Arten von sogenannten Geophyten, also Pflanzen mit Zwiebeln oder Knollen, die sich in der Trockenzeit komplett in den Boden zurückziehen.
Lachenalia orchioides
Sebaea exacoides
In der zur Verfügung stehenden dreiviertel Stunde werden wir schon recht gut fündig. Alles, was wir sehen, ist neu für uns und wird entsprechend bestaunt und fotografiert. Das ist auch gut so, denn Vieles, was hier wächst werden wir auf der weiteren Reise nicht mehr sehen. Die Flora Südafrikas ist verblüffend kleinräumig gegliedert und strotzt nur so von endemischen Arten. Das ist einer hunderte von Millionen Jahren andauernden ungestörten Evolution geschuldet. Nirgendwo auf der Welt konnte sich die Flora von Beginn der Besiedelung der Erdoberfläche an mit Pflanzen ununterbrochen über einen so langen Zeitraum entwickeln wie hier, weil es nie vom Meer überflutet war. Das erklärt zumindest zum Teil die unzähligen und fein abgestuften Spezialanpassungen. Weitere Einflussgrößen waren die Folgen der Kontinentaldrift und ständige Klimaveränderungen. Das macht das alles so reizvoll, aber auch so ungeheuer kompliziert. Von jeder Gattung gibt es meist unzählige Arten, die man oft kaum auseinander halten kann, zumindest nicht auf den ersten flüchtigen Blick.
Kaum sind wir wieder aufgebrochen, gibt es einen erneuten Stopp. Unmengen blühender Proteen liefern ein unwiderstehliches Argument. Aber auch andere Sträucher wie Salbei oder diverse Schmetterlingsblütler schmücken sich mit Blüten, wir haben einen idealen Zeitpunkt erwischt.
Proteen können dichte Bestände bilden.
In vielen Jahren ist der Wasserfall trocken.
Das Botanikerherz schlägt höher und die Zeit rinnt uns durch die Finger. Es ist schon 15.00 Uhr durch, als wir Richtung Wasserfall aufbrechen. Dort angekommen ist es etwas diesig, aber der Wasserfall führt immerhin Wasser. In den Jahren zuvor war er um diese Zeit schon so gut wie trocken. Die Hänge hier weisen Richtung Osten und die Vegetation hat daher eine ganz andere Anmutung. Es ist offener und es kommen ganz andere Arten hinzu. Unser Hauptaugenmerk richten wir auf die für uns ersten Gladiolen und Pelargonien, nachdem wir vorher schon u.a. Lachenalia oder eine kleine Orchideenart kennen gelernt haben.
Pelargonium sp.
Gladiolus gracilis
Damit wir nicht zu spät ins Hotel kommen, steigen wir um 16.00 Uhr in den Bus und fahren weiter Richtung Worcester. Da jedoch der Wunsch besteht, halten wir unterwegs kurz an einem Weinberg an, um die konkreten Schnittmaßnahmen zu studieren, die sich von denen in Europa unterscheiden.
Alles ist neu und alles "muss" dokumentiert werden.
Weil Chris bei der Weiterfahrt am Wegesrand blühende Daisies entdeckt, gibt es noch einen spontanen Mini-Fotostopp mit Mengen an orangefarbenen Blumen.
Osteospermum wächst gerne an Straßenrändern.
Osteospermum sp.
Aber dann geht es endgültig durch bis zum Protea-Hotel. Wir kommen dort um 17.30 Uhr an, holen schnell die Koffer aus dem Trailer und verschwinden nach einem kleinen Willkommenstrunk in Windeseile auf den Zimmern. Die Koffer werden zum Glück gebracht, denn alle sind ganz schön geschafft. Um 18.15 Uhr gibt es das frühe und wohlverdiente Abendessen und um 19.30 Uhr verschwinden wir schnellstmöglich auf unseren Zimmern, um endlich auszuschlafen.
Fortsetzung folgt...
Wir haben einen Übernachtflug und treffen uns daher ab 19.00 Uhr am Flughafen in Frankfurt. Jeder reist individuell an. Es gibt etwas Irritation, denn das Abfluggate wurde kurzfristig geändert, aber von Lufthansa nicht kommuniziert. Daher warten einige an dem neuen, andere an dem alten Terminal. Erst kurz vor dem Einchecken um 21.30 Uhr kommt die Gruppe dann zusammen.
Die A 380 hebt pünktlich um 22.10 Uhr ab. Es liegen ziemlich genau 10.000 Kilometer vor uns. Wir fliegen in die Dunkelheit und die Maschine gleitet fast ohne zu ruckeln vor sich hin. Nur beim Übergang vom Land zum Mittelmeer gibt es ein kleines bisschen Thermik mit leichten Turbulenzen. Kurz vor Mitternacht bekommen wir noch ein Abendessen, danach geht das Licht aus. Es herrscht Nachtruhe, soweit man in den engen Sitzen davon reden kann.
2. Tag, Mittwoch, 28. August
Als wir über Namibia schweben, geht die Sonne auf und bei leicht wolkigem Himmel haben wir aus dem Fenster einen schönen Blick auf die kargen Wüstenlandschaften in der Morgensonne und später auf die landwirtschaftlichen Flächen nördlich Kapstadt. Der Norden von Südafrika ist teils von Wolken bedeckt, die aber beim Anflug auf Kapstadt immer weniger werden.
Jeder hat versucht, die Nacht irgendwie dösend zu überstehen und irgendwann rund eine Stunde vor der Landung gibt es dann unser Frühstück. Das ist das einzige weitere Vorkommnis auf dem Flug. Punkt 9.45 Uhr setzt unsere Maschine am Flughafen in Kapstadt auf und ohne große Verzögerung kommen alle Koffer vom Band.
Vom Flughafen Kapstadt hat man einen schönen Blick auf den Tafelberg.
Der Flughafen hier ist recht überschaubar und es sind kurze Wege. So dauert es nicht lange bis wir voller Tatendrang auf Pia treffen, die uns die Reise über begleiten wird. Zuerst tauschen wir Geld, wobei die Bank außerhalb des offiziellen Flughafens gleich einen deutlich besseren Wechselkurs anbietet. Zwei Minuten Geduld kann Geld sparen. Wir bekommen für einen Euro 17 Rand. Dann setzt sich der Tross Richtung Bus in Bewegung. Chris, unser einheimischer Fahrer, wartet schon. Er, der hervorragend Deutsch versteht und es auch ganz gut spricht, war schon in den Jahren zuvor unser Fahrer. Die Koffer sind schnell im Trailer verstaut und ohne große Verzögerung geht es auf die Schnellstraße Richtung Worcester, schließlich ist die Neugier groß.
In Paarl legen wir einen kleinen Stopp an einem Supermarkt ein, denn wir wollen mittags nur ein paar Kleinigkeiten in Form eines Picknicks zu uns nehmen. Essen gehen würde viel zu viel Zeit kosten und ist in einigen Gegenden auch kaum machbar. Dazu ist unser zukünftiges Zielgebiet viel zu dünn besiedelt. Restaurants, Toiletten und Bankautomaten gehören dort zu den Seltenheiten. Im Supermarkt bleiben wir so kurz wie möglich, denn wir wollen Blumen sehen. Es ist gegen 13.00 Uhr, wir haben also noch rund fünf Stunden gutes Licht. Ab 18.00 Uhr wird es hier schnell recht frisch und das Licht lässt deutlich nach, dann schließen sich auch die meisten Blüten.
Die Hottentots-Holland-Berge auf dem Weg nach Paarl.
Erste Berührung mit der südafrikanischen Flora.
Das Motto heißt „stop and show“, also immer, wenn es draußen interessant und lohnenswert erscheint, halten wir an und bleiben, solange es sich lohnt oder bis die Zeit drängt. Chris kennt das schon und legt beim Ruf „Stopp“ immer eine hervorragende Reaktion an den Tag.
Für unseren ersten Halt verlassen wir die Hauptstraße und fahren auf der alten Straße Richtung Du Toits Kloof-Pass. Die Landschaft verwandelt sich abrupt, von Kulturland hin zu scheinbar unberührter Wildnis. So braucht es nicht lange, bis wir an einem geeigneten Platz anhalten, um erste Bekanntschaft mit der hier typischen Fynbos-Vegetation zu machen. Beim Aussteigen ist Vorsicht geboten, an den Linksverkehr muss man sich erst gewöhnen.
Die Vegetation wird hier von drei Elementen dominiert: Erika- und Protea-Gewächsen sowie den seggenartigen Restioniden, auf Deutsch auch Seilgräser genannt. Das deutet auf die traditionelle Verwendung durch die Ureinwohner zur Seilherstellung hin. Die Restioniden sind eine fast ausschließlich südafrikanische Angelegenheit und haben mit Gräsern oder Seggen botanisch nichts zu tun.
Erica vestita
Leucadendron daphnoides
Elegia capensis ist eine der vielen Restioniden der Kapregion.
Überall zwischen den Lücken wachsen dicht am Boden unzählige Arten von sogenannten Geophyten, also Pflanzen mit Zwiebeln oder Knollen, die sich in der Trockenzeit komplett in den Boden zurückziehen.
Lachenalia orchioides
Sebaea exacoides
In der zur Verfügung stehenden dreiviertel Stunde werden wir schon recht gut fündig. Alles, was wir sehen, ist neu für uns und wird entsprechend bestaunt und fotografiert. Das ist auch gut so, denn Vieles, was hier wächst werden wir auf der weiteren Reise nicht mehr sehen. Die Flora Südafrikas ist verblüffend kleinräumig gegliedert und strotzt nur so von endemischen Arten. Das ist einer hunderte von Millionen Jahren andauernden ungestörten Evolution geschuldet. Nirgendwo auf der Welt konnte sich die Flora von Beginn der Besiedelung der Erdoberfläche an mit Pflanzen ununterbrochen über einen so langen Zeitraum entwickeln wie hier, weil es nie vom Meer überflutet war. Das erklärt zumindest zum Teil die unzähligen und fein abgestuften Spezialanpassungen. Weitere Einflussgrößen waren die Folgen der Kontinentaldrift und ständige Klimaveränderungen. Das macht das alles so reizvoll, aber auch so ungeheuer kompliziert. Von jeder Gattung gibt es meist unzählige Arten, die man oft kaum auseinander halten kann, zumindest nicht auf den ersten flüchtigen Blick.
Kaum sind wir wieder aufgebrochen, gibt es einen erneuten Stopp. Unmengen blühender Proteen liefern ein unwiderstehliches Argument. Aber auch andere Sträucher wie Salbei oder diverse Schmetterlingsblütler schmücken sich mit Blüten, wir haben einen idealen Zeitpunkt erwischt.
Proteen können dichte Bestände bilden.
In vielen Jahren ist der Wasserfall trocken.
Das Botanikerherz schlägt höher und die Zeit rinnt uns durch die Finger. Es ist schon 15.00 Uhr durch, als wir Richtung Wasserfall aufbrechen. Dort angekommen ist es etwas diesig, aber der Wasserfall führt immerhin Wasser. In den Jahren zuvor war er um diese Zeit schon so gut wie trocken. Die Hänge hier weisen Richtung Osten und die Vegetation hat daher eine ganz andere Anmutung. Es ist offener und es kommen ganz andere Arten hinzu. Unser Hauptaugenmerk richten wir auf die für uns ersten Gladiolen und Pelargonien, nachdem wir vorher schon u.a. Lachenalia oder eine kleine Orchideenart kennen gelernt haben.
Pelargonium sp.
Gladiolus gracilis
Damit wir nicht zu spät ins Hotel kommen, steigen wir um 16.00 Uhr in den Bus und fahren weiter Richtung Worcester. Da jedoch der Wunsch besteht, halten wir unterwegs kurz an einem Weinberg an, um die konkreten Schnittmaßnahmen zu studieren, die sich von denen in Europa unterscheiden.
Alles ist neu und alles "muss" dokumentiert werden.
Weil Chris bei der Weiterfahrt am Wegesrand blühende Daisies entdeckt, gibt es noch einen spontanen Mini-Fotostopp mit Mengen an orangefarbenen Blumen.
Osteospermum wächst gerne an Straßenrändern.
Osteospermum sp.
Aber dann geht es endgültig durch bis zum Protea-Hotel. Wir kommen dort um 17.30 Uhr an, holen schnell die Koffer aus dem Trailer und verschwinden nach einem kleinen Willkommenstrunk in Windeseile auf den Zimmern. Die Koffer werden zum Glück gebracht, denn alle sind ganz schön geschafft. Um 18.15 Uhr gibt es das frühe und wohlverdiente Abendessen und um 19.30 Uhr verschwinden wir schnellstmöglich auf unseren Zimmern, um endlich auszuschlafen.
Fortsetzung folgt...