Argentinien 2016

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K.W.
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von K.W. »

Robby hat geschrieben:Lieber Chris,

leider bislang keine Reaktion auf Deinen Reisebericht mit den tollen Fotos.
>>>

<<<
Na ja. . . ;)
Re: Argentinien 2016
Beitragvon CABAC » 18. März 2019, 18:40
Re: Argentinien 2016
Beitragvon K.W. » 19. März 2019, 00:09
Re: Argentinien 2016
Beitragvon K.W. » 19. März 2019, 23:45
Re: Argentinien 2016
Beitragvon CABAC » 22. März 2019, 18:04
Re: Argentinien 2016
Beitragvon CABAC » 27. März 2019, 21:10
Re: Argentinien 2016
Beitragvon K.W. » 27. März 2019, 22:01
Re: Argentinien 2016
Beitragvon CABAC » 28. März 2019, 20:27

Keine Reaktionen??? :mrgreen:


Herzliche Grüße

K.W.


Chris - danke für den neuen Teil des Reiseberichtes!!!
Zuletzt geändert von K.W. am 5. April 2019, 01:05, insgesamt 1-mal geändert.
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars.
und hier sind immer noch jeden Tag neue Blüten: http://www.tsdaten.de/kaktusforum/index.php
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

danke für Eure Reaktionen! Wir sind überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass der erste der kleinen Gymnos ein anderer sein könnte. Wir dachten halt: Ok, der sieht ein bissl anders aus, liegt wahrscheinlich daran, dass er so unglücklich auf dem Stein wächst und kaum Substrat hat. Aber jetzt, wo Ihr es sagt, klingt das doch recht einleuchtend. :-)

@ Robby:
Lass es Dir ein Anreiz sein, uns auch den noch ausstehenden Rest Deines Reiseberichts zu zeigen. Denn ja, auch ich lese viel lieber die Reiseberichte anderer, als selbst zu schreiben. :oops:
Und, zwecks Bromelien-Bestimmung:
Bei der Rosette kann ich Dir ohne Blütenstand leider nicht weiterhelfen, dafür sind die xerophytischen Bromelien-Arten einfach viel zu variabel (und sooo super kenne ich mich mit denen dann doch auch wieder nicht aus). Meist kann man (also ich :lol: ) ohne Blütenstand kaum sicher die Gattung bestimmen, geschweige denn die Art. Wobei man über Google eine Pflanze bei Flickr finden kann, die Deiner bis auf's Haar gleicht und mit "D. floribunda" bezeichnet ist. Allerdings gebe ich auf Flickr als Quelle nicht allzu viel - und ein kurzer Blick in die Beschreibung der Art zeigt auch, dass es wohl eher nicht Dyckia floribunda ist, da die Blätter laut Beschreibung an ihrer breitesten Stelle (nahe der Basis) nur bis 2.5cm breit sind (Quelle: https://www.researchgate.net/profile/Pa ... IACEAE.pdf). Deine Pflanze erinnert mich eher noch an Dyckia manier-lapostollei, jedoch ist die Art in Brasilien endemisch. Die kann es also auch nicht sein. Sorry, dass ich Dir hier im Moment leider nicht weiterhelfen kann.
Die Tillandsia ist allerdings ganz sicher nicht T. bryoides, sondern T. capillaris oder T. virescens. Die beiden Arten sind sich sehr ähnlich und lassen sich sicher nur durch die vorhandene (T. virescens) oder (fast) nicht vorhandene (T. capillaris) Beschuppung der Blütenbrakteen unterscheiden. Wenn ich das richtig sehe, dann sind die Blütenbrakteen bei Deiner Pflanze kahl. Somit ist es T. capillaris. (Falls Dich das näher interessiert: DIE Expertin für jene Untergattung, zu der diese beiden Arten (und auch T. bryoides) gehören (UG Diaphoranthema), ist die Frau Hromadnik. Hier der Link zu der entsprechenden Thematik auf ihrer Homepage: http://www.tillandsia.at/capillaris.htm).

@ gymnofan:
... hier wird sehr fleißig mitgelesen und bewundert
Für Dich müsste das doch langweilig sein, schließlich kennst Du das doch alles schon. :-)

Viele Grüße!
Chris
gymnofan
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von gymnofan »

Hallo Chris

auf keinen Fall langweilig,denn Du hast ja auch einige Ecken besucht, an denen wir damals nicht waren, also auf jeden Fall interessant auch für mich
VG
GYmnocalycium
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Servus,

ich schulde Euch noch den Rest des 1. Pflanzen-Tags. Here we go:

Voller Begeisterung ging es zurück zum Auto. Allerdings stand noch immer der von mir ersehnte Gymnocalycium bruchii aus, und nachdem wir jetzt ja schon etwas Übung im Finden kleiner Gymnocalycien hatten, wollten wir es noch einmal versuchen. Tatsächlich fand sich nur wenig weiter ein (bzgl. Vegetation und Lage) ganz ähnlicher Fleck. Wir beschlossen daher, hier unser Glück zu versuchen. An ein paar Felsen fielen uns jedoch erstmal mehrere, kleine Tillandsien-Büschel auf. Sehr wahrscheinlich handelt es sich auch hierbei wieder um Tillandsia capillaris:

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… und nur ein paar Meter weiter war es dann endlich soweit: Unser erster Gymnocalycium bruchii! Die Pflanze wuchs am Rand eines kleinen, trockenen Grasbüschels, teils von alten Halmen bedeckt (für die Fotos habe ich das Gras etwas entfernt):

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Meist mag man sich aber mit einem nicht zufrieden geben. Wir suchten daher noch ein wenig weiter, und tatsächlich fanden wir noch ein paar mehr, so z. B. diese Jungpflanze mit kaum 1cm im Durchmesser:

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Interessant ist, dass selbst alte Pflanzen meist nur wenig sprossen:

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Wir fanden sogar eine Pflanze mit Knospe. Schade, dass das Wetter viel zu schlecht war. So war an geöffnete Blüten natürlich nicht zu denken …

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… zumal das Wetter wieder zunehmend ungemütlicher wurde, denn während wir noch mit Fotografieren beschäftigt waren, begann es erneut zu nieseln. Wir beschlossen daher, es dabei zu belassen und zum Auto zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin stolperten wir dann aber noch über diese hübsche, ca. Handflächen-große Gruppe. Offenbar sprosst Gymnocalycium bruchii doch auch hier am Standort vereinzelt stärker (mehr so, wie wir die Art aus Kultur kennen). Witzig ist zudem, dass die Bedornung dieser Pflanze wesentlich strubbeliger war als die der anderen.

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Glücklich und zufrieden kehrten wir zum Auto zurück – und gerade rechtzeitig, denn parallel dazu wurde der Regen dichter und kräftiger. In einem ordentlichen Landregen ging es anschließend zurück zu unserer Cabana nach Alta Gracia, wo wir den Tag mit einem leckeren Abendessen ausklingen ließen.

Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

und weiter geht's:

Am darauf folgenden Tag sollte es dann auf große Fahrt gehen. Wir kehrten Alta Gracia den Rücken, um auf einer der klassischen Gymnocalycium-Routen die Sierras de Cordoba von Ost nach West zu durchqueren. Los Gigantes stand heute auf dem Programm. Allerdings nahmen wir uns zunächst noch die Zeit, uns - zumindest kurz - Alta Gracia anzusehen. So finden sich direkt am zentralen Plaza Teile einer alten Estancia der Jesuiten, die seit dem 17 Jhd. in der Region missionierten. Der beeindruckenste Teil davon ist natürlich (CABAC hat sie schon gezeigt) die alte Missionskirche:

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Im Bereich des Plaza wachsen zahlreiche, teils sehr alte Bäume. Auf einigen davon fanden sich auch wieder Tillandsien-Büschel aus der T. capillaris-Gruppe. Leider hatte das schlechte Wetter tags zuvor zahlreiche Büschel heruntergeweht. Dies hatte allerdings den Vorteil, dass wir uns die Pflanzen mal aus der Nähe ansehen und in diesem Fall tatsächlich auch die Art bestimmen konnten. Das Problem ist nämlich, dass sich T. capillaris und T. virescens unglaublich ähnlich sehen und beide auch noch recht variabel sind. Es gibt allerdings ein recht leicht zu erkennendes Unterscheidungsmerkmal bzgl. der Blütenbrakteen. Diese sind bei T. capillaris (fast oder vollkommen) kahl, bei T. virescens hingegen beschuppt. Bei den Pflanzen hier sind sie kahl. Es handelt sich somit eindeutig um T. capillaris:

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Anschließend ließen wir Alta Gracia hinter uns und fuhren nach Norden. Wir durchquerten Villa Carlos Paz, folgten der "38" noch ein Stück nach Norden und bogen dann nach Westen auf die "28" ab. Bis Tanti ist die ganze Gegend noch sehr dicht besiedelt, aber hinter Tanti geht es dann in die Berge - naja, vielleicht sollte man eher "Hügel" schreiben, denn die "Berge" haben hier bestenfalls Mittelgebirgs-Charakter - und damit in die Natur. Hier der Blick zurück in Richtung Tanti und "Tal":

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Die "Berge" westlich von Tanti sind nicht mehr der östlichste Bergzug, sondern schon eine Hügelkette weiter westlich. Entsprechend sind die Hänge hier nicht mehr ganz so feucht, wie z.B. direkt westlich von Alta Gracia. Trotzdem sind die talnahen Bereiche sehr grün und mit Büschen, kleinen Bäumen und vielen Gräsern und Kräutern bestanden. Kommt man dann höher, so werden die Büsche und insb. die Bäume zunehmend weniger. Hier dominiert eine Mischung aus Felsen / Felsflächen und dazwischen Gräser und kleine Büsche:

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Natürlich ist solch eine Landschaft bei Kakteen sehr beliebt, weshalb wir hier mehrfach auf Erkundung gingen. Womit wir hingegen weniger gerechnet hatten, waren die Bromelien, die wir dabei fanden:

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Hierbei handelt es sich um Deuterocohnia longipetala, die wir bereits von unserer ersten Reise im Jahr 2012 kannten. Tatsächlich hat die Art ein riesiges Verbreitungsgebiet. Weiter im Westen Argentiniens sprosst die Art stark und bedeckt oft ganze Berghänge (und verhindert so die Erosion der oft lockeren Hänge, was es anderen Pflanzen ermöglicht, diese Hänge ebenfalls zu besiedeln). Hier fanden wir jedoch nur wenige Rosetten.

Interessant war jedoch, dass die Felsen hier oft dichten Flechten-Bewuchs aufwiesen - und bei genauerem Hinsehen sahen wir dann, dass nicht nur Flechten, sondern auch kleine Tillandsien die Felsen besiedelten.

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Hierbei handelt es sich um Tillandsia bryoides - eine der kleinsten Tillandsia-Arten überhaupt. Die "Stämmchen" dieser Art sind oft nur 5mm im Durchmesser und nur 3cm-4cm lang und machen damit ihrem Namen ("bryoides" = moosartig) alle Ehre. Die Art ähnelt T. pedicellata, unterscheidet sich von dieser jedoch in der Blütenfarbe (gelb statt lila) und - wenn die Pflanzen gerade nicht blühen - durch die direkt am Stämmchen ansetzende Samenkapsel (während bei T. pedicellata die Samenkapsel einen längeren "Stiel" entwickelt). Die Pflanzen hier sind (für T. bryoides) stark grau beschuppt.

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Später fanden wir die Art auch in feuchteren Gegenden (Prov. Salta), wo die Beschuppung weniger stark ist und sie daher etwas grüner erscheint.

Soviel für jetzt ... die Kakteen gibt's dann mit dem nächsten Update.

Viele Grüße!
Chris
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Robby
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Robby »

Hallo Chris,

zunächst erstmal besten Dank für Deine aufklärenden und sehr ausführlichen Worte in Sachen Bromeliadaceen. Wie sagt man so schön - Schuster bleib bei deinem Leisten - ja, Bromeliengewächse anhand von Fotos und Standortsangaben zu bestimmen ist wohl doch eher eine Art von Lotterie. Diese Familie ist definitiv komplexer als meine Kakteen...

Wie Du ja schon erwähnt hast, Tanti ist für die Kakteenfreunde kein schlechter Ort, weshalb wir hier für zwei Nächte Quartier bezogen. Bei strahlendem Sonnenschein war alles voll in Blüte. Aber ich hoffe Du verzeihst mir, wenn ich die Gelegenheit nutze und in Deinem Bericht unseren Bromeliadaceen Beifang zeige. Und vorerst verzichte ich auch darauf, meine Bestimmungsversuche hier zu präsentieren. Ich denke, das kannst Du entschieden besser. Bei meinen zuletzt gezeigten Arten hast Du mich jedenfalls überzeugt. Anbei noch eine Art, wenig westlich von Tanti.
DSC04990.JPG
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LG Robby
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Servus,

ob ich das wirklich besser kann, da bin ich mir nicht so sicher. Bromelien sind zwar, was Pflanzen angeht, meine 2. große Leidenschaft, aber sie standen in den letzten 15 Jahren doch sehr im Schatten der KuaS, und so gibt es viele Leute, die sich damit deutlich besser auskennen als ich ...

... was ich aber zu Deiner Pflanze sagen kann ist, dass das wieder ein sehr schöner Fund ist, den Du da gemacht hast. So langsam werde ich fast ein bissl neidisch. :oops: Was ich außerdem noch sagen kann ist, dass es definitiv eine Dyckia ist - der Blütenbau ist eindeutig. Um welche Art es sich handelt, kann ich leider nicht mit 100%iger Sicherheit sagen. Von den mir bekannten Dyckien, kommt ihr aber Dyckia gracilis am nächsten. Für diese Bestimmung spricht der Bau des Blütenstands und der Blüten, sowie dass die Art (gemäß http://www.fcbs.org/pictures.htm -> links auf "Dyckia" klicken und dann auf "D. gracilis") in Argentinien vorkommt. Dagegen spricht allerdings, dass Dyckia gracilis "halb aufrechte, grüne Blätter" besitzt und der "Blütenstandsstiel unbeschuppt" ist (gemäß der Differentialdiagnose gegenüber Dyckia barthlottii in "Die Bromelie" 2012 (3), S. 126). Leider kann man auf den Bildern der Art (auf S. 127 des Artikels, 2 davon sind auch auf fcbs.org zu sehen) die Rosette selbst nur erahnen. Gemäß dem, was ich auf den Bildern erahnen kann, scheint sie schon ein gutes Stück anders zu sein (grün und keine größeren Randzähne), aber das könnte auch Standort-bedingt sein (falls dieser recht schattig ist). Der Blütenstand würde halt echt gut passen ...
... aber Du siehst: 100% sicher bin ich mir nicht.

Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

hier, wie versprochen, nun endlich die Kakteen an diesem Standort ...

Wie schon angedeutet, ist solch eine Landschaft bei Kakteen sehr beliebt. Kakteen finden sich hier in großer Zahl - wenn auch nur wenige Arten. Tatsächlich sind es die "alten Bekannten" (vom Vortag), die sich auch hier finden: Gymnocalycium monvillei, Lobivia aurea und (in geringerer Zahl) Parodia mammulosa (Notocactus submammulosus). Besonders Gymnocalycium monvillei und Lobivia aurea wachsen hier bevorzugt am Rand der Felsen, aus Felsspalten heraus oder an Stellen, an welchen sich auf dem Fels eine dünne Substratauflage ansammeln konnte oder die Felsen von Moos bewachsen sind.

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Hier z. B. ein mittelgroßer Gymnocalycium monvillei, der aus alten Areolen zu sprossen beginnt:

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Parodia mammulosa fanden wir hingegen öfter etwas abseits der Felsen an (u. a.) mit Gras und Farnen bewachsenen Stellen:

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Schon aus dem Auto heraus sahen wir zudem zahlreiche, gelbe Knospen bei Lobivia aurea. Zwar war das Wetter heute besser (viele Wolken mit kurzen, sonnigen Lücken dazwischen), doch leider hatte das schlechte Wetter der Vortage ganze Arbeit geleistet, denn die Knospen waren fast alle "schlapp" vom Regen und zerschlagen vom Graupel.

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Trotzdem gaben wir die Hoffnung nicht auf. Bei den vielen Pflanzen, die hier wuchsen, sollte sich doch wenigstens eine Pflanze mit intakter, geöffneter Blüte finden lassen - oder? Und tatsächlich: Nach längerer Suche fanden wir dann doch noch eine, deren Blüten im Schutz eines Felsabsatzes und kleiner Büsche intakt geblieben waren (und später fanden wir dann sogar noch eine zweite). Dann mussten wir nur noch ein paar Minuten warten, bis das Licht zum Fotografieren endlich mitspielte ...

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Viele Grüße und schöne Osterfeiertage!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Servus,

nachdem die Suche nach Blüten ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen hatte, beschlossen wir, erstmal ein paar Kilometer zu fahren. Allerdings hielt dieser Vorsatz nur ein paar Minuten, denn kaum dass wir im Auto saßen und das "Jagdfieber" etwas zurückgegangen war, meldete sich ein ziemlich vehementes Hungergefühl. Also hielten wir schon kurz darauf wieder an, diesmal um eine Kleinigkeit zu essen. Und natürlich kann man beim Essen auch ein bissl herumlaufen und dabei nach Kakteen Ausschau halten ...

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Wie hier zu sehen gab es an dieser Stelle größere Felsplatten, auf denen sich kleine "Pflanzeninseln" angesiedelt hatten, und auf diesen wuchs erneut Gymnocalycium monvillei - darunter (neben Sämlingen und Pflanzen mittleren Alters) mehrere große, sehr alte und daher bereits gut sprossende Exemplare, wie z. B. diese Gruppe hier:

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Dieses Foto entstand allerdings erst, als wir eigentlich schon wieder weiterfahren wollten. Tatsächlich spielten die Wolken während der halben Stunde, die wir hier verbrachten, nicht mit: Sie wollten einfach keinen Sonnenstrahl hindurchlassen. Erst als wir all unsere Essenssachen wieder ins Auto gepackt hatten und weiterfahren wollten, kam sie plötzlich zum Vorschein. Also joggte ich nochmal zurück, um noch ein paar Fotos mit besserem Licht zu machen (eines davon ist das zuvor gezeigte), und siehe da: Plötzlich wuchsen an der gleichen Stelle winzig kleine Gymnocalycien! Diese hatten wir zuvor völlig übersehen (muss am schlechten Licht gelegen haben :lol: ) ...

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Die Pflanze auf den Bildern war mit ihren 3cm im Durchmesser die Größte (und Schönste) - und war für uns ein Rätsel, denn wir hatten zunächst keine Ahnung, worum es sich hierbei handeln könnte. Im Laufe des Nachmittags sollte sich das Geheimnis allerdings noch lüften (dazu später mehr): Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine Form von Gymnocalycium bruchii. Zu Hause recherchierte ich dann genauer: Dies ist die im westlichen Teil des Verbreitungsgebiets und meist in höheren Lagen vorkommende Unterart Gymnocalycium bruchii ssp. brigittae.

Doch das war noch nicht alles, denn zwischen den oft winzigen Pflanzen fanden sich, tief im Moos versteckt, auch noch einige, die so aussahen:

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So ganz genau kann man das bei diesen Winzlingen nicht immer sagen, aber womöglich handelte es sich hierbei schon um Pflanzen jener Gymnocalycium-Art, wegen der wir diese Route gewählt hatten ...

... und zu diesen dann mehr im nächsten Update.
(Vorsicht: Cliffhanger :o )

Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Servus,

und weiter geht's, immer noch auf der RN 28 nach Westen, doch immer nur ein kleines Stück, denn wer kann schon lange im Auto sitzen bei solch einer Landschaft ...

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Die felsigen Berge im Hintergrund ist die Sierra de Los Gigantes. Ich muss zugeben, wir haben sie uns nicht aus der Nähe angeschaut, denn dafür hätten wir locker 2 oder 3 Tage investieren müssen und wir hatten doch noch so viel vor. Aber auch so sind diese Berge ein wirklich markanter Gebirgszug, der sich hier in Nord-Süd-Richtung aus der Landschaft erhebt.

Doch was rede ich über die Berge dort hinten, denn Ihr habt sie ja sicher schon entdeckt: Ja, auch hier gibt es wieder Gymnocalycien - und das, was dort beinahe wie kleine Schwiegermutterstühle in der Landschaft herumwächst, ist schon wieder Gymnocalycium monvillei, doch diesmal mit viel dünnerer und dafür deutlich abstehender Bedornung. Und auch bei dieser Form sprossen die Pflanzen im Alter:

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Doch waren diese Pflanzen nur ein Zufallsfund, denn eigentlich hatte uns ja eine andere, viel kleinere Gymnocalycium-Art hierher geführt. Aus dem Buch "Gymnocalycium" von Graham Charles wussten wir nämlich, dass in der Gegend um Los Gigantes Gymnocalycium andreae vorkommen soll, und tatsächlich: Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, fanden wir, sehr zu unserer Freude, auch schon die ersten Pflanzen im nassen, oft moosigen Untergrund:

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Schade nur, dass die Knospen noch so klein waren. In unseren Sammlungen gehört Gymnocalycium andreae zu den Gymnocalycium-Arten, die recht früh im Jahr blühen, und so hatten wir ein wenig darauf gehofft, vielleicht schon Blüten anzutreffen. Doch leider war es dafür noch zu früh.

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Wie auch bei Gymnocalycium bruchii zu beobachten, sprosst Gymnocalycium andreae am Standort weit weniger stark als in Kultur. Interessant war für uns allerdings auch, dass der Boden wirklich pitsche-nass war, denn in unserer Sammlung hatten wir in der Vergangenheit schon zweimal Pflanzen verloren, weil ich sie etwas zu reichlich gegossen hatte. Daraus schloss ich, dass die Art keine Staunässe mag. Hier aber war der Boden an manchen Stellen regelrecht sumpfig (also ganz weich, man sank sogar ein Stück ein), und trotzdem schien dies den Pflanzen gut zu gefallen. Aber vielleicht ist die Substratauflage hier weniger dick, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.

Falls Ihr Euch übrigens fragen solltet, wo all die Feuchtigkeit herkam: Es hatte ja tags zuvor in den Sierras viel geregnet. Hier oben muss das Wetter aber richtig mies gewesen sein:

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Und nein, wir hatten keinen Anhänger mit ner Schneekanone dabei. Dies ist Graupel, und das nicht zu wenig. Und das war auch nicht der einzige Haufen, der hier in der Sonne vor sich hinschmolz.

Viele Grüße!
Chris
Manfredo
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Manfredo »

Nichts gegen die "Andreaes", aber die "Monvilleis" finde ich klasse!

Danke fürs zeigen, Chris.

Manfredo
Viele Grüße
Manfredo
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten! Und weiter geht's ...

Die Straße knickt in diesem Bereich nach Norden und umgeht so die schroffen Berge der Sierra de Los Gigantes. Dabei überquert sie den in einer kleinen Schlucht verlaufenden Rio Yuspe. Nachdem wir viel Zeit mit Gymnocalycium andreae verbracht hatten, nutzten wir hier erneut die Gelegenheit, eine Kleinigkeit zu essen.

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Offenbar ist dies ein beliebter Rastplatz, denn kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, tauchte auch schon ein Bettler auf. Es handelt sich hierbei um einen männlichen Langschwanz-Soldatenstärling (Sturnella loyca). Laut zwitschernd machte er auf sich aufmerksam. Stück für Stück kam er näher - doch wir blieben hart und gaben ihm nichts ab (wäre wahrscheinlich eh nicht gesund für ihn gewesen).

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Nach zahlreichen Fotos verabschiedeten wir uns schließlich von dem Bettler und seiner deutlich unscheinbareren und auch zurückhaltenderen Frau (die sich dann auch noch hatte blicken lassen). Zeitlich waren wir bereits tief im Nachmittag, und so mussten wir nun endlich mal wieder etwas Strecke machen, auch wenn es bei dieser tollen Landschaft wirklich schwer fällt.

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Trotzdem stoppten wir ab und zu an vielversprechend aussehenden Stellen. Vor allem solch "kiesige" Stellen fielen uns auf:

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Ein genauerer Blick offenbart, dass hier - und zwar an jeder dieser Stellen, die wir "untersuchten" - winzig kleine Gymnocalycien wachsen. Sie sind so kein - meist kleiner als 1cm im Durchmesser - dass man oft nicht sagen kann, um welche Art es sich hierbei handelt. Einzelne, zumindest etwas größere Pflanzen sehen dann aber wie folgt aus (ich denke, es handelt sich hierbei wieder um Gymnocalycium bruchii ssp. brigittae):

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So langsam mussten wir nun aber wirklich endlich fei echt mal zusehen, dass wir mal ein wenig vorwärts kommen. Also weiter auf der RN 28 gen Westen. Leider gibt es auch hier entlang der Straße ab und zu Weidezäune. Was man als Kakteenliebhaber bedauert, findet manch Einheimischer hingegen richtig klasse:

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Es handelt sich hierbei um einen Caracara. Dies sind falkenartige Raubvögel, die in Südamerika weit verbreitet sind. Man sieht sie eigentlich recht häufig. Im Gegensatz zu unseren Falken jagen sie jedoch meist nicht im Flug, sondern eher am Boden. Ihre Beute sind eher kleine Reptilien oder kleine Säugetiere, und auch Aas verschmähen sie nicht. "Unser" Caracara hier auf dem Foto starrte wie hypnotisiert in die Weite. Nur lautes Pfeifen veranlasste ihn dazu, mal kurz den Kopf zu drehen. Ansonsten ließ er sich nicht beirren.

Und dann fuhren wir tatsächlich mal ein paar Kilometer, hinüber über den Rio Guarta ...

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... vorbei an ein paar hübschen, gelben Blüten (vermutlich Oxalis conorrhiza), für die wir natürlich kurz stoppten - aber diesmal wirklich nur kurz ... (und ja, da hat sich ein kleiner Gymnocalycium monvillei mit auf's Bild geschlichen) ...

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Hier mal ein Bild der RN 28, auf der wir uns hier bewegen ...

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... und schließlich querten wir den Rio San Guillermo ...

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Viele Grüße!
Chris
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