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Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 4. März 2018, 09:09
von Robby
Nachdem sich hier der Kälteeinbruch verzogen hat und uns die ersten Vorfrühlingstage wieder in den Garten ziehen, möchte ich schnell noch eine Fortsetzung unseres Reiseberichtes einschieben.

Tag16 (27.11.2015): Chilecito - Los Colorados - Patquia - Chamical - Villa de Soto - Salsacate - Mina Clavero
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Eine weite Strecke liegt heute vor uns und wir brechen bereits bei Einbruch der Morgendämmerung auf. Die ersten Aufnahmen des Tages widmen wir einigen Oldtimern, welche es in Argentinien gelegentlich noch zu bestaunen gibt.
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Ford Falcon Baujahr ca. 1967
Ford Falcon Baujahr ca. 1967
Nach etwa 60 km in südlicher Richtung auf der RN74 beginnt das erste Kribbeln und wir müssen das ebene Terrain erkunden. Massenbestände mit Tephrocactus articulatus erwarten uns. Wegen der hier wunderschön ausgeprägten weißen Papierdornen benennen wir sie als 'fa. papyracanthus'.
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Vereinzelt finden wir auch das etwas wärmeliebendere Gymnocalycium schickendantzii mit den typisch seitlich erscheinden Blüten.
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Parallel zu Straße begegnen wir der ehemaligen, heute verfallenen Eisenbahnlinie, welche früher zum Abtransport der Erze aus Chilecito nach Cordoba diente. Die Strecke mit einer 1m-Spurweite wurde 1899 fertiggestellt.
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Das nächste Ziel, welches wir ausgiebig erkunden möchten, wird von Kakteenfreunden sehr häufig angesteuert. Markant erheben sich die rot leuchtenden Felsformationen der Sierra Los Colorados am Horizont. Unser Augenmerk richtet sich vorerst auf die östlich gelegenen Ausläufer der Sierra Velasco, welche hier sehr nahe an die Sierra Los Colorados heranreicht. Noch bevor wir beginnen, die Hügel zu erklimmen, finden wir ein Prachtexemplar von Gymnocalycium bodenbenderianum.
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Heftig bedornte Lobivia aurea fallax sind neben den prächtigen Säulen von Trichocereus terscheckii die ersten Kakteen, die wir finden. Zu dieser Tageszeit um 10:00 Uhr morgens, präsentieren sie sich noch mit herrlich geöffneten Blüten.
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Was wir hier und in der Folge auch an weiteren Haltepunkten entlang der Sierra Velasco an Gymnocalycien finden, scheint ein Schmelztiegel verschiedener, nahe verwandter Arten zu sein. Hier treffen Arten aus dem Nordosten (G.mazanense/hossei/nidulans), G.rhodantherum aus dem Nordwesten, G.castellanosii aus dem Südosten und G.acorrugatum aus dem Südwesten aufeinander. Wir machen es uns einfach und benennen die Pflanzen als Gymnocalycium coloradense (F. Berger spec. nov. - Gymnocalycium 19(4), p. 691-696 (2006)).
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Immer wieder schweift unser Blick hinüber zur Sierra Los Colorados, welche sich in malerischem Morgenlicht präsentiert. Opuntia sulphurea und große Gruppen mit Lobivia huascha finden wir hier ebenfalls.
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Weitere Impressionen dieser kakteenreichen Gegend zeige ich gerne das nächste mal.

LG
Robby

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 4. März 2018, 09:13
von gymnofan
Hallo Robby
"freu,freu", daß es wieder weitergeht in der tollen Gegend;
mit Deiner Sicht, daß dort etliches zusammentrifft gebe ich Dir vollkommen recht, beim ersten Bild tippe ich mal noch auf ein typisches G. rodantherum, während die anderen sicher dem G. coloradense zuzuordnen sind
bin schon auf die Fortsetzung gespannt
VG
Gymnofan

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 10. April 2018, 19:09
von Robby
Eigentlich nicht die richtige Zeit für Reiseberichte - endlich scheint ja hier das Frühjahr mit Macht zu starten. Egal, vielleicht findet ihr ja etwas Zeit für ein paar Fotos aus Argentinien...

Heute werde ich euch nicht mit allzu viel Text belasten und lass dafür lieber die Bilder sprechen. Wir sind noch immer bei der Sierra Los Colorados in La Rioja. Zunächst gilt es die Formenvielfalt von Gymnocalycium bodenbenderianum zu bestaunen. Angesichts dieser Vielfalt an nur einem Standort fällt es schwer, sich mit der Abtrennung diverser Formen mit zahllosen Namensgebungen anzufreunden. Offensichtlich scheint hier so eine Art genetische Quelle dieser Art zu sein...
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Hier gibt es wieder Reste der historischen Eisenbahnverbindung von Chilecito nach Córdoba zu entdecken. Die Populationen des G.bodenbenderianum gibt es nur in der Ebene zu finden. Die Art meidet die felsigen Anhöhen.
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In den Bergen finden sich dagegen spektakulär bedornte Gymnocalycium coloradense. Hier bietet sich viel Raum für Spekulationen in Sachen Namensgebung. Die verwandschaftliche Nähe zu anderen Arten hab ich ja bereits das letzte Mal angesprochen.
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Weitere Arten in den felsigen Hängen der südlichen Sierra Velasco sind Lobivia huascha, welche sich erfreulicherweise mit Blüten präsentierte, Lobivia aurea fallax, Gymnocalycium saglionis und Trichocereus terscheckii in voller Blüte.
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Wir verlassen die Sierra Los Colorados und machen einen großen Sprung nach Salsacate in Cordoba, wo uns eine völlig andere Flora und Fauna erwartet - aber davon das nächste Mal.

LG
Robby

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 11. April 2018, 12:10
von gymnofan
HAllo Robby
toll, daß es wieder einen Reisetag gab mit tollen Bildern der dort wirklich extrem vielfältigen G. bodenbenderianum und den wirr bedornten G. coloradense

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 11. April 2018, 18:01
von nobby
Hallo Robby,

schön, dass Du weiterziehst.
Wir waren vor einigen Jahren extra zur Sierra Los Colorados gefahren, um diese Pflanzen zu sehen:
Eriosyce bulbocalyx
Eriosyce bulbocalyx
Waren sie nicht mehr da, oder waren sie nicht Teil Eures Beuteschemas?

Herzliche Grüße
Nobby

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 13. April 2018, 10:54
von michael
Hallo Robby,
Robby hat geschrieben: In den Bergen finden sich dagegen spektakulär bedornte Gymnocalycium coloradense. Hier bietet sich viel Raum für Spekulationen in Sachen Namensgebung. Die verwandschaftliche Nähe zu anderen Arten hab ich ja bereits das letzte Mal angesprochen.
vielen Dank erstmal für die Fortsetzung, ich bin ja hier eher der stille Mitleser. Tolle Fotos von tollen Pflanzen.
Ich ja eher nicht so Gymnocalycium affin, aber diese stark und wirr bedornten Gymnocalycium coloradense die haben schon was.

Re: Argentinien - der Nordwesten

Verfasst: 13. April 2018, 13:52
von Robby
Besten Dank für die netten Kommentare und Fotos - und nein, die Pyrrhos haben wir leider in der begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit nicht entdeckt. Selbstverständlich hätten sie perfekt ins Beuteschema gepasst, wie eben alles was krabbelt, fliegt, Dornen oder Blüten hat...

Zwischen der Sierra Los Colorados und Salsacate hatten wir angesichts der weiten Entfernung an diesem Tag keinen weiteren Stopp eingelegt, wohlwissend, dass da noch einiges von Interesse am Wege lag. Kurz vor Salsacate (bei Toros Muertos) sind wir auf eine Piste Richtung Westen abgebogen. Angeblich müsste es in dieser Gegend Kakteen geben. Zunächst erschien das Gelände wenig vielversprechend. Alles grün, wasserführende Bäche und Palmen. Aber vielleicht waren unsere Augen auch nur an die Trockengebiete im Nordwesten gewöhnt.
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Auf sandigen Flächen zwischen dem dichten Bewuchs wurden wir dann doch bald fündig. Zunächst fanden wir E.leucantha oder vielleicht doch E.aurea - beide sollen hier vorkommen. Auch die überall zu findende Opuntia sulphurea erfreute uns in Blüte.
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Die Sandinseln hatten aber auch für Gymnofreunde was zu bieten. Gymnocalycium intertextum f.moserianum stand hier in voller Blüte. Die Pflanzen wuchsen sowohl im sandigen Boden wie auch in einigen der wenigen Felsspalten. Bei Salsacate liegt der Typstandort dieser durch meist drei gebogener Dornen von G.intertextum unterschiedenen Form.
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Im Anschluss wollten wir entlang eines kleinen Baches und Feuchtgebiets noch etwas auf Vogelpirsch gehen. Zu hören gab es viele, aber brauchbare Fotos wollten nicht gelingen. Dafür bekamen wir überraschenden Reptilienbesuch. Was ich zunächst angesichts der Größe von Weitem für einen Alligator hielt, entpuppte sich dann als Roter Teju (Salvator rufescens). Dieses prächtige Exemplar tat uns den Gefallen, weder zu flüchten oder gar uns anzugreifen. So konnten wir viele schöne Aufnahmen machen, ohne einen gewissen Respektabstand unterschreiten zu müssen.
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Kurz nach Salsacate Richtung Taninga statteten wir dem Rio Jaime einen Besuch ab. Wir wollten Bademöglichkeiten für den nächsten Tag erkunden. Im glasklaren Wasser entdeckten wir einen stattlichen Saugmaulwels (Hypostomus cordovae?).
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Am Abend bezogen wir nach anstrengendem, aber ereignisreichem Tag Unterkunft im Hotel Colina del Valle am Rande von Mina Clavero. Dort gesellte sich schon bald ein Pampasfuchs (Lycalopex gymnocercus) zu uns. Ganz offensichtlich in der Absicht, etwas Futter zu schnorren. So blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Salzcrackervorrat gerecht zu verteilen...
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Da wir zwei Nächte in Mina Clavero eingeplant hatten, kann ich beim nächsten Mal einiges über die Kakteenwelt dieser Region berichten.

LG
Robby