Zwei Schadbilder an Thelocactus und Islaya

[scoparius]

Hallo zusammen. Ich habe zwei Kandidaten die nicht so gut aussehen. Den Thelocactus bicolor v. pottsii habe ich schon mit solchen braunen Plaques auf den älteren Epidermipartien gekauft. Das neue Wachstum sah zuerst gut aus, wurde dann aber auch langsam befallen. In der Sorge es könnten Spinnmilben sein, hat der Thelo schon mehrmals eine Dusche mit Kiron und Kanemite bekommen.

Weiß jemand worum es sich handelt und ob es ansteckend sein könnte? (war es bisher zum Glück nicht)

Hier der zweite : Die Islaya hat rundherum verteilt auf den Rippen helle weiße Beläge, die sich etwas weicher als die grünere Epidermis und pelzig anfühlen.

Sonnenbrand fand ich unwarscheinlich, da es rundherum auftritt. Bisher habe ich nix gemacht.
vielen Dank für die Hilfe

[Thomas Brand]

Hallo scoparius,

beim Thelocactus sind zunächst Spinnmilben verdächtig, die Du aber bisher nicht beobachtet und trotzdem bekämpft hast. Also werden sie es eher nicht sein.
Bei dem Seitentrieb kann man kleine weißliche eher strichförmige Stellen erkennen. Im Bild habe ich rote Ringe um die verdächtigen Stellen gelegt. Sind dies Reste von Haaren / Areolenwolle / Staub oder Saugstellen, also in der Epidermis? Falls letzteres zutrifft, dann solltest Du vor Thripsen (Frankliniella occidentalis) auf der Hut sein. Die Verkorkungen könnten passen. Bekämpfung von Thripsen mit Axoris (Abamectin + Thiymethoxam) oder Lizetan Spray (Methiocarb + Imidacloprid). Es ist wichtig, dass Abamectin oder Methiocarb verwendet wird, alles andere wirkt nicht ausreichend.
Da es aber nicht "ansteckend" zu sein scheint, kommen noch Viren in Frage - da hilft nur die Entsorgung. Typisch wäre, dass der Neuzuwachs zunächst in Ordnung erscheint und nach veränderten Bedingungen /Stress das Symptom zum Vorschein kommt.

Bei der Islaya (Entschuldigung, Eriosyce) überrascht mich das pelzige und weiche Anfühlen! Mein erster Eindruck war ein Hitzeproblem, wie ich es bei einem Ferocactus latispinus beobachtet habe, mit einer ganz ähnlichen Verfärbung. Das könnte es nach Deiner Beschreibung kaum sein. Weiße, pelzige Belege, die nicht arteigen sind, auf Kakteen .... interessant! Ich nehme an, Du willst die Pflanze nicht opfern? Denn eine genaue Diagnose geht wohl nur im Labor, befürchte ich.

beste Grüße
Thomas

[scoparius]

Hallo Thomas
Vielen Dank für die aufschlußreiche Antwort. Ich habe mir eben die beiden Pflanzen noch einmal genau angesehen.

Thelo: die weißlichen Stellen auf dem noch gesunden seitlichen Neutrieb scheinen Areolenwolle zu sein, auf jeden Fall nicht Wolläuse, bei Trips- Bissstellen bin ich nicht sicher wie sie aussehen, da ich noch keine in der Sammlung hatte. Ein Feund hatte letztes Jahr welche, die auch die Blüten angefressen haben. Defekte an Blüten bei mir sind dieses Jahr zum Glück auch nicht gewesen. Nach Lektüre Deines tollen Buches hatte ich schon Axoris Zierpflanzenspray und Lizetan Spray bestellt und werde eines der beiden am Thelo ausprobieren.
Von diesem Exemplar habe ich übrigens im Winter auch Samen ausgesäht von denen keiner die selben Symptome zeigt.
Greift eigentlch eine Viruskrankheit häufig auch auf die Samen der kranken Pflanze über?

Eriosyce islayensis : Die Pflanze stand schon auf der obersten Etage im GH und ist ja auch ziemlich offen bedornt bzw. zeigt viel Epidermis. Die weißlichen Stellen sind nicht abwischbar und nur wenig weicher als die nicht veränderte Oberfläche, sie scheinen auch etwas eingesenkt zu sein. Also lassen wir es erstmal als Sonnenbrand laufen und dann wird man ja sehen wie es weitergeht.
Beste Grüße, Jens

[Thomas Brand]

Hallo scoparius,

Thelocactus: Die an Kakteen bekannten Viren sind nicht samenübertragbar. Alle Viren sind aber mechanisch (mit Pflanzensaft) übertragbar. Die Gefahr besteht insbesondere dann, wenn Du vegetativ vermehrst - also den Seitenspross abnimmst und schneidest, dann das Messer für weitere Schnitte verwendest. Also, ich würde die Pflanze entfernen (oder gar nicht erst kaufen! und die Sprays einsparen.
Thripse haben stechend-saugende Mundwerkzeuge, so dass sie saugen und nicht beißen Klugscheißermodus aus ...

Eriosyce islayensis: Nein, kein Sonnenband, kein Strahlungsschaden. Du hast es ja im ersten Posting schon richtig gesagt: "Sonnenbrand fand ich unwahrscheinlich, da es rundherum auftritt" - Genau das "rundherum" ist der Hinweis, dass es eben nicht sie von einer Seite einstrahlende Sonne gewesen sein kann. Wenn dann Hitze, eventuell noch eine Unverträglichkeit eines Pflanzenschutz-, Reinigungs-, Lösungs- oder sonstigen -mittels, aber nicht sie Sonne als Strahlungsquelle.

Du schriebst auch, dass die Stellen "pelzig" seien. das hat mich schon gewundert - was könnte das sein?! Vielleicht der weltweit erste Fall von Echtem Mehltau auf einem Kaktus - Sind sie nun extra-pelzig oder nur so wie der grüne Bereich?

beste Grüße
Thomas

[scoparius]

Hallo Thomas
Man (ich) trennt sich aber so schwer von seinen Lieblingen. , wegen des Thelocactus werde ich noch mal in mich gehen müssen, seine biologische Existenz ist ja mit den Sämlingen gesichert

Zur Islaya: Ja die weisslichen Stellen sind pelziger als der Rest. Falls Du möchtest und mir eine email Adresse gibst schicke ich die Bilder in höherer Auflösung.
Also möglich wäre Hitzeschaden (thermisch) oder Unverträglichkeit auf sprühen mit Provado WG5 vor 2 Wochen)?
Grüße, Jens

[guiterrezii]

Moin Jens,

also, ich weiß nicht, ich weiß nicht.
Wenn das am Thelo man nicht Schildläuse sind.
Hab das Bild jetzt mehrfach vergrößert und bin fast überzeugt, es sind welche......
Die weißen Verfärbungen könnten tatsächlich von Provado kommen, sicher bin ich mir nicht, weil ich das Zeug nicht benutze. Aber echter Mehltau bei Kakteen?

ciao, Tom.

[scoparius]

Hallo Tom
ja solche braunen einzelnstehende Hubbbel könnten auch Schildläuse gewesen sein, allerdings fließen die braunen Stellen im unteren Pflanzenteil ineinander, das passt nicht zu Schildläusen. Wenn es welche waren sind sie nach Bi58 und Provado sicher nicht mehr am Leben. Danke für Deinen Hinweis.
Tschüß, Jens

[scoparius]

Hallo hier mal ein update zu den beiden Wackelkandidaten.
Der Thelocactus war im Frühjahr total trocken und schrumpelig= abgestorben
Photo aus (etwas) besseren Tagen

Die Islaya hat warscheinlich das, was man sonst Chilean disease nennt und auch bei einigen anderen Chilenen bei mir nach einer Dünger und /oder Provadogabe dieses Frühjahr auftrat. Es wurde auch schon ein Pilz als auslösendes Agens vermutet.