La Gomera

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Thomas Brand
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La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Liebe Reisefreunde,
im Februar 2013 besuchten wir – meine Frau und ich – La Gomera. Es war der zweite Urlaub auf der zweitkleinsten der Kanarischen Insel. Vor acht Jahren waren wir schon einmal dort. Wie damals stand für uns das Wandern in den unterschiedlichen Landschaften von Meereshöhe bis knapp 1500 m, zwischen Sukkulentenbusch und Nebelurwald, im Fokus. Grandiose Landschaften, Weitblick zu den Nachbarinseln, atemberaubende Schluchten und eine faszinierende Flora
Zunächst möchte ich ein paar Eindrücke vermitteln, welche Sukkulenten in unmittelbarer Menschennähe zu finden sind: in Vorgärten, auf Balkonen und Terrassen. Danach – Schritt für Schritt – werde ich die natürlich vorkommenden kanarischen Sukkulenten vorstellen, meist Endemiten des Archipels, manche sogar auf nur wenigen Inseln oder nur auf La Gomera vorkommend. Zwischendrin sind bestimmt auch ein paar Landschaftsaufnahmen dabei ;)

Balkon in La Calera, Valle Gran Rey: v.l.n.r Hylocereus (?), Sedum morganianum, Graptopetalum spec. (blühend), Selenicereus (?) - offensichtlich etwas gestresst
Balkon 01.jpg
Balkon in La Calera, Valle Gran Rey: Kalanchoe und Aloe
Balkon 02.jpg
Vorgarten in Vizcaina, Valle Gran Rey: Crassula ovata in Blüte
Vorgarten 01.jpg
Vorgarten in Agulo, Nordküste: Aloe
Vorgarten 02.jpg
Vorgarten in einem oberen Ortsteil von Vallehermoso: Kalanchoe beharensis
Vorgarten 03.jpg
"Vorgarten" in Vizcaina, Valle Gran Rey: mehr oder weniger traurige Gestalten ...
Vor dem Haus.jpg
Und zum Schluss (für heute) noch ein Rätsel: Was ist die Wandbegrünung? (Agulo)
Wandbegrünung.jpg
Hasta pronto
Thomas
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nobby
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Re: La Gomera

Beitrag von nobby »

Hallo Thomas,

das ist eine wirklich tolle Idee, ein paar Eurer Urlaubeindrücke mit uns zu teilen.
Bin schon sehr gespannt.

Ich oute mich jetzt auch direkt als einer derjenigen (viele gibt es wahrscheinlich nicht), der noch nie auf einer Kanarischen Insel war.
Vielleicht kommt ja jetzt der Impuls, der nötig ist, um mich zu überzeugen.

Liebe Grüße
Norbert
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Christa
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Re: La Gomera

Beitrag von Christa »

Hallo Thomas,

sehr schöne Bilder hast Du uns mitgebracht.
Ich freu mich schon auf die weiteren.

LG Christa
Josef
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Re: La Gomera

Beitrag von Josef »

Hallo Thomas,
natürlich gefallen mir die Bilder auch gut. Ich kann mich erinnern, daß eine Freundin schwarzen Sand von der Insel mitgebracht hatte.
Hast du noch ein näheres Bild von der Wandbegrünung?
Evtl. ist es ein Sedum. Ich kann leider die Blätter und Knospen nicht genügend vergrößern.
Es grüßt Josef
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Thomas Brand
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Re: La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Moin und Hola!

Schön, dass das Interesse geweckt ist!
Ja, nobby, dann will ich mal in der nächsten zeit versuchen, Dich neugieriger zu machen. Wobei La Gomera anders ist als die hohen Inseln La Palma und Teneriffa oder die östlichen und trockenen Inseln Lanzarote und Fuerteventura ...

Zum Rätsel der Wandbegrünung ein weiteres Bild:
Wandbegrünung nah.jpg
Weiteres dann bald, habe heute keine Zeit, mich hier länger zu tummeln :)
Hasta pronto
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michael
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Re: La Gomera

Beitrag von michael »

Hallo Thomas,

danke auch von mir für die Bilder (und die noch kommenden). Und ich oute mich auch, ich war noch nie auf einer der Inseln, obwohl sie mich reizen. Aber das wird schon noch werden.

Zu der Wandbegrünung, tja irgendwie fällt mir da Pereskia ein.
viele Grüsse
michael
---
meine Kakteen und Sukkulenten
Josef
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Re: La Gomera

Beitrag von Josef »

Bingo Michael,
es fehlen nur noch ein paar Dornen.
Es grüßt Josef
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Thomas Brand
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Re: La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Hola,

si, claro! Pereskia! Ich schätze es ist P. aculeata. Leider war die Pflanze gänzlich gesund, kein Rostpilz zu finden :oops: An P. aculeata ist nämlich ein Rostpilz (Aecidium peireskiae) an Kakteen beschrieben worden. Da keimt dann schon die Hoffnung des Phytopathologen, wenn er die Pflanze erkannt hat...

Übrigens bin ich dankbar, wenn jemand die Artnamen der nicht näher bezeichneten Pflanzen ergänzt - Aloe, Graptopetalum etc.!

Nun ja, noch ein paar Bilder "ortsnah" soll es heute geben, bevor wir in den nächsten Tagen Sukkulentenbusch, Steilwände und Schattenlagen erkunden!

Nochmals Sedum morganianum und ein Graptopetalum in La Calera:
Balkon 03.jpg
Tillandsien sieht man auch recht häufig, Agulo:
Vorgarten 04.jpg
Als Steingartenpflanze in El Hornillo, Valle Gran Rey, mit einem Pilosocereus chrysostele (?)
Vorgarten 05.jpg
Und als vorerst letztes Bild eine Mammillaria mit absonderlichem Wuchsverhalten in Arure. Multidichotom-Cristat? ;)
Vor dem Haus 2.jpg
hasta pronto
Thomas
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Manfrid
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Re: La Gomera

Beitrag von Manfrid »

Die Mammillaria ist ein dolles Stück, ein "offenbares Geheimnis" (nach Goethe). Wenn man soetwas verstanden hat, hat man ein gutes Stück vom Pflanzenwachstum verstanden, denke ich. (Bin aber noch nicht so weit...)

Manfrid
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Thomas Brand
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Re: La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Moin,

So, nun wollen wir uns mal etwas von den Ortschaften abwenden. Ein letzter Blick auf Garabato, Vallehermoso, Nord-Gomera: Eine prächtige Aloe!
DSC_3293.JPG
Die Kanaren-Endemiten der Crassulaceae Aeonium, Greenovia, Monanthes und Aichryson dürfen natürlich nicht fehlen. Beginnen wir mit der formenreichsten Gattung: Aeonium.
Auf La Gomera gibt es nach Angaben des Naturführers „Die Kosmos-Kanarenflora“ etwa acht unterschiedliche Arten, davon zwei Gomera-Endemiten. Unterwegs auf der Insel ist es oft schwierig, manche Arten sicher anzusprechen, besonders wenn es sich um kleine unverzweigte Exemplare handelt. Und im Nachhinein geht es gar nicht. Leider ist die Blütezeit der meisten Aeonien auch erst ab März, so dass ich im Februar kaum Blüten sah und diese sowie die Struktur des Blütenstands als Anhaltspunkt nutzen konnte. So kann ich nicht behaupten A. palmense (auf La Palma und La Gomera zu finden) und A. urbicum (Tenerifffa und La Gomera) gesehen zu haben. Nicht aufgefallen ist mir A. sedifolium, deren Vorkommen auf La Gomera aber fraglich ist.

Aeonium spathulatum (oder A. saundersii?) ist mir an einer Stelle, südl. Vallehermoso, nahe Cruz de la Cuesta aufgefallen. Fast senkrechte Wand (wie übrigens meistens Aeonien in den Wänden zu finden sind), Ausrichtung nördlich, schattig. Die Art ist als kleiner Halbstrauch zu bezeichnen und auf allen Kanareninseln außer Lanzarote und Fuerteventura zu finden.
Aeonium spathulathum.JPG
Aeonium holochrysum ist eine verzweigte, weit verbreitete Art, die mit einer sehr langen Blütezeit von November bis Juni auch Winterurlaubern auffallen kann. Warum ich keine blühende Pflanze fotografiert habe, weiß ich auch nicht … Sie steht oft in Felswänden in der vollen Sonne - wo da das Wasser herkommt?
Zwischen Lo del Gato und Taco, Südküste, dunkler Fels, nach Süden gerichtet.
Zwischen Lo del Gato und Taco, Südküste, dunkler Fels, nach Süden gerichtet.
Aeonium holochrysum 02.JPG
Ich vermute, dass die meisten in der Folge als Aeonium spec. bezeichneten Pflanzen zu A. holochrysum zu zählen sind.
Ausnahmsweise mal mit etwas Wurzelraum ...
Ausnahmsweise mal mit etwas Wurzelraum ...
Am überhängenden, nordwärts gerichteten Fels, 700 m Seehöhe.
Am überhängenden, nordwärts gerichteten Fels, 700 m Seehöhe.
Jungpflanze mit Farn (vermutlich Cheilanthes spec.)
Jungpflanze mit Farn (vermutlich Cheilanthes spec.)
Man lässt sich in die Sonne hängen ...
Man lässt sich in die Sonne hängen ...
Im Barranco de Arure, im engen Kessel eines Wasserfalls
Im Barranco de Arure, im engen Kessel eines Wasserfalls
Die beiden La Gomera-Endemiten Aeonium decorum und A. subplanum werde ich im nächsten Beitrag zeigen.

beste Grüße
Thomas
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Thomas Brand
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Re: La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Moin CABAC,

nein, Apteranthes gibt es nicht (natürlicherweise) auf La Gomera. Die Pflanzen sind auf Lanzarote und Fuerteventura zu finden. Und dort auch nur an wenigen Standorten, so weit ich weiß.
Asclepiadaceae gibt es zwei auf Gomera, von denen ich aber nur Periploca laevigata fand - im Sukkulentenbusch und an Ruderalstellen häufig (Bilder später). Ceropegia dichotoma habe ich schon mal auf Teneriffa gesehen, aber auf La Gomera nicht entdeckt, allerdings auch nicht intensiv gesucht.

Gruß
Thomas
Zuletzt geändert von Thomas Brand am 2. März 2013, 07:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Thomas Brand
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Re: La Gomera

Beitrag von Thomas Brand »

Moin,

Nun also zu den zwei Gomera-Endemiten aus der Gattung Aeonium: Zunächst A. decorum, das zierliche Aeonium. Es ist anhand der relativ geringen Größe (5-10 cm Durchmesser der Rosetten) und der Blütenfarbe weiß-rosa zumindest in der Blütezeit gut zu erkennen. Die kleinen Halbsträucher sind stark verzweigt, die Blätter meist rötlich überlaufen. Es wächst auf trockenen Felsstandorten, wo uns aber immer nur wenige Pflanzen begegneten (es war zugegeben auch keine Aeonium-Safari, bei der ich darauf fixiert war die Arten zu dokumentieren). Das Foto entstand oberhalb von Taguluche, Westküste, in einer süd-westlich ausgerichteten Steilwand – das Bild ist nicht verdreht, der Ast wuchs tatsächlich waagerecht aus dem Fels …
Aeonium decorum 01.JPG
Im Gegensatz zur vorgenannten Art fanden wir A. subplanum in großen Beständen meist in Schattenlagen, wiederum in Felswänden, meist auf der Nordhälfte der Insel, oft vergesellschaftet mit nicht-sukkulenten Pflanzen. Wie man auf sehen kann sowohl in feuchten als auch in trockenen Wänden. Das hellgrüne Band in der Mitte der Standortaufnahme (Mirador de Tajaque, Nordwestflanke des Cumbre de Tajaque, südlich Hermigua) besteht aus hunderten A. subplanum.
Aeonium subplanum Standort.JPG
Aeonium subplanum wird groß. Bis zu 80 cm Durchmesser können die flachen Rosetten erreichen. Im vegetativen Stadium sind sie der Unterlage dicht angepresst, zur Blüte dann eher locker und mit bis zu 30 cm hohem, lockeren Blütenstand. Die Blätter sind sehr typisch geformt und behaart. Wer die Art einmal erkannt hat, wird sie nicht mehr verwechseln (mit was auch? Die ähnlichste Art A. tabulaeforme ist nur auf Teneriffa zu finden.
An einer etwa 3 m hohen Felswand entlang einer Straße im Nebelwald (Bosque del Cedro):
Aeonium subplanum 01.JPG
Jungpflanze in Moos:
Aeonium subplanum 02.JPG
Feuchte Felswand mit Efeu (Mirador de Tajaque, Nordwestflanke des Cumbre de Tajaque, südlich Hermigua):
Aeonium subplanum 03.JPG
Und noch zwei trockenere Standorte, aber immer noch schattig bis halbschattig:
Aeonium subplanum 04.JPG
Aeonium subplanum 07.JPG
Zum Abschluss ein Gesellschaftsbild mit anderen sukkulenten Crassulaceae, die ebenfalls die volle Sonne scheuen: Greenovia aurea und Monanthes pallens, denen wir uns später noch widmen werden.
Aeonium subplanum 06.JPG
hasta luego
Thomas
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