K.W. hat geschrieben:Guten Morgen Männer
. . .
Ich bin sehr eingenommen von diesem Bericht, 1000 Dank und ...
Danke für das Lob! Wir bemühen uns, auf der "Zielgeraden" nicht nazulassen
Hochverehrte Follower,
am
15. Tag der Reise (04. April 2017) beginnt das letzte Drittel unserer Reise. Die Eindrücke sind überwältigend, aber man verspürt auch schon etwas Heimatdrang. Wie geht es dem Gewächshaus, wie den Pflanzen daheim? Jetzt nur nicht nachlassen!
Ich habe es im letzten Bericht ja bereits angedeutet: Heute solle es wieder aufs Wasser gehen. Eigentlich wäre die Isla Angel de la Guarda unser Traumziel gewesen, aber der Weg dahin ist weit. Insofern hatten wir uns für die Isla La Ventana entschieden. Joel, Fischer und Führer von Angeltouren, bot sich mit seinem Boot an (ups, reimt sich ja). Nicht ganz billig, 250,- US $, aber alles machte einen zuverlässigen Eindruck. Um auf die Inseln zu gelangen benötigt man auch ein „Permit“ der Parkverwaltung, auch das erledigte Joel.
Nach der Bootstour sollte es zurück nach Cataviña gehen:
Nun aber von vorne. Wir wurden mit Boot (auf Trailer) abgeholt und steigen bereits am Hotel ins Boot. In Deutschland eher unzulässig, in Mexiko vermutlich das vorgeschriebene Reisemittel:
Wir hatten noch zwei Begleiterinnen, die allerdings weniger an Kakteen interessiert waren, aber dennoch die Bootstour mit uns teilten. Hier wird das Boot (und mit ihm wir) zu Wasser gelassen (geslippt, wie man im Seemannsjargon sagt):
Backbord voraus die Isla la Ventana. Die See war spiegelglatt:
In jedem Fall waren wir alle wohlauf und freuten uns auf das Bevorstehende:
Das „la Ventana“ im Namen der Insel heißt „das Fenster“ und bezieht sich recht treffend auf diesen Felsen:
Auf dem Weg zur Landestelle Kormorane und Möwen:
Im Nordwesten der Insel gibt es eine Bucht mit Sandstrand, wo man gut anlanden kann:
Vom Bug aus kann man trockenen Fußes auf den Strand gelangen. Im weißen T-Shirt Joel, unser Bootsführer:
Isla la Ventana misst in Nord-Süd-Richtung 1,6 km, in Ost-West-Richtung 1,4, die höchste Erhebung beträgt 87 m. Wir wollten uns zwei Stunden Zeit für die Insel nehmen. Eigentlich viel zu kurz, aber wir hatten ja noch mehr auf dem Programm.
Los geht’s! Als erstes „stolpern“ wir über diese
Ferocactus gatesii-Cristate:
Nachdem mein Taxameter seit mehreren Tagen stillgestanden hatte, klettert es nun auf 15. Zur Herkunft von
Ferocactus gatesii gibt es unterschiedliche Deutungen. Einige Autoren ordnen ihn als Unterart von Ferocactus gracilis ein (
Ferocactus gracilis subsp. gatesii), andere (z. B. Unger) geht vom hybriden Ursprung als (
Ferocactus x gatesii).
In jedem Fall gibt es als Isla la Ventana (und später auf der Isla Cerraja) viele Pflanzen. Sie sind auf den ansonsten sehr kargen Inselchen die dominierende Pflanzenart, sehen aber so aus, als wäre ihre Lebensbedingungen nicht gerade üppig.
Nach einem Leben im Schlaraffenland sehen die Pflanzen wahrlich nicht aus:
Die Altpflanzen haben eine weitestgehend graue Bedornung. Nur bei den Jungpflanzen, die glücklicherweise durchaus zahlreich vorhanden sind, ist noch Rot in der Bedornung zu erkennen:
Für Manfred war dies der dritte Besuch auf der Insel, was ihn allerdings nicht von einer akribischen Fotodokumentation abhielt:
Dass zahlreiche Pflanzen auch in Blüte standen, vollendete unser Glück:
Der Blütendurchmesser betrug etwa 5 cm.
Das Wuchsverhalten mancher Pflanzen erinnert an das von
Stenocereus eruca:
Ein Schicksal, dass wir ja schon bei vielen kapitalen Fero-Säulen zeigen konnten.
Bevor wir uns zum nächsten Inselchen begeben, sei noch die Begleitvegetation erwähnt.
Mammillaria insularis:
Es wäre überraschend, wenn
Mammillaria dioica fehlen würde. Tut sie aber nicht:
Vermutlich
Cylindropuntia cholla:
Eine mir (noch) unbekannte Blütenpflanze:
Dieses Strauch, dessen Namen Thomas vermutlich nachliefern wird:
Ansonsten noch allerlei, aber von fast allem nur wenige Exemplare, z. B.
Fouquieria splendens,
Pachycormus discolor,
Pachycereus pringlei (nur recht kleine Exemplare),
Cylindropuntia, m. E.
Cylindropuntia bigelovii,
Agave cerulata,
Bursera sp. und natürlich mal wieder
Mesembryanthamum chrystallinum. Hier noch drei Gesamtansichten:
Anschließend verlegen wir zur Isla Cerraja, ein winziges Inselchen Westen der Isla la Ventana. Diese misst nur 340 x 220 m, wir mussten uns mit 45 Minuten begnügen.
Schon vom Boot aus fällt der Blick auf eine dichte (Fero-)Kakteen-Population:
Aber als wir unseren Fuß an Land setzen, sind es nicht die Feros, die uns zunächst in den Bann ziehen, sondern
Mammillaria insularis in einer extremen Populationsdichte:
Es gab Stellen, wo man seinen Fuß nicht hinsetzen konnte, ohne Gefahr zu laufen, ein paar Pflanzen zu schädigen. Leider habe ich das nicht sauber ausgezählt, aber gefühlt gab es Bereiche mit 100 Köpfen pro Quadratmeter. Sie waren wirklich überall:
Auch mehrere cristate Exemplare waren vorhanden:
Es kann nun aber nicht sein, dass eine
MAMMILLARIA einem
Ferocactus die Show stiehlt. Ich versuche mal einen fließenden Übergang:
Der erste Eindruck von der Wasserseite bestätigte sich:
Ferocactus gatesii war überall zahlreich, und tendenziell auch wohlgenährter als auf der Isla la Ventana vorhanden:
Und wie auch auf der Isla la Ventana diverse Pflanzen blühend:
Hier fanden wir auch
Stenocereus gummosus – kann mich nicht erinnern, den auf Isla la Ventana gesehen zu haben:
Anschließend ging es zurück an Land. Ohne das Boot verlassen zu müssen, wurden wir zurück zum Hotel gefahren, wo ja noch unser Auto stand:
Wir suchten dann noch in der Nähe des Ortes nach Festland-gatesiis. Sie zeichnen sich durch einen wirrere, etwas längere Bedornung aus:
Das Habitat in der Gesamtansicht:
Ferocactus gatesii dient sogar als Grabbepflanzung:
Ob der Verstorbene nun ein Pflanzenfreund oder ein besonders dorniger Typ war, ließ sich in der Kürze der Zeit nicht ermitteln. Direkt neben dem Friedhof sah es so aus:
Etwa um 15:00 Uhr verlassen wir Bahia de los Angeles und machen uns auf den Weg nach Cataviña, nur 170 km, ein Katzensprung. Auf dem Weg machen wir nur noch zwei kakteenverursachte Halts, den ersten 66 km vor Cataviña (etwa km 249 auf der MEX 1). Dort befinden sich sowohl
Ferocactus acanthodes subsp. torlulispinus …
… als auch
Ferocactus gracilis in Blüte:
Wobei letzterer auch ohne Blüten herrliche Farbtupfer in die Landschaft zaubert:
Cristate Formen von
Pedilanthus macrocarpus (Syn.
Euphorbia lomelii) scheint es häufiger zu geben:
Eine zugleich schöne und interessante Pflanze ist diese
Orobanche sp.:
Die Gattung der Sommerwurze umfasst etwa 200 Arten, davon sind 7 im Bereich der Baja California verbreitet. Es handelt sich um Wurzelparasiten. Die winzigen Samen können über mehrere Jahre im Boden überdauern. Die Keiminduktion erfolgt über Stoffe, die Wurzeln ihrer Wirtspflanzen ausscheiden.
Orobanche ist nicht zur Photosynthese fähig und somit vollständig auf die Ernährung über ihre Wirtspflanze angewiesen (ist also ein Vollparasit).
Der letzte Stopp ist schon von unserer Berichterstattung von Tag 4 bekannt. Wir hatten dort damals
Echinocereus lindsayorum mit zahlreichen Knospen vorgefunden und hofften nun auf die Gelegenheit, auch Blütenfotos zu schießen. Das es bereits 18:00 Uhr war, waren die Blüten allerdings schon geschlossen. Wir mussten uns also mit einer halboffenen Blüte sowie diversen verblühten Blüten begnügen:
An dieser bedauernswerten Situation konnte auch dieses formvollendete „Synchronfotografieren“ meiner beiden Reisegenossen nichts ändern:
Aus Trotz endet daher der heutige Bericht mit einem dort (auch zu dieser Uhrzeit noch) blühenden
Ferocactus acanthodes subsp. tortulispinus:
Gegen 19:00 Uhr kamen wir im schon bekannten Hotel „Mision Cataviña“ an.
Das war mal wieder ein sehr erfolgreicher Tag. Für den Pool ..
… sind wir zu müde (und die Temperaturen zu frisch). Nach dem Abendessen fallen wir todmüde in die Koje.
Beste Grüße,
Hardy