Patagonien 2009/2010

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nobby
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Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

Hallo,
nachdem in dieser Rubrik das Leben so ein wenig fehlt, haben wir uns entschlossen, einen Bericht über unsere aktuelle Reise zu schreiben. Hoffentlich stehen uns immer genügend Internetzugänge zur Vefügung, damit das Projekt gelingt.

Da wir keine feste Route eingeplant haben, müsst Ihr Euch immer überraschen lassen, was als nächstes kommen wird.

Nach dem Flug von Düsseldorf via Zürich und Sao Paulo nach Santiago de Chile war erstmal unsere Flexibilität herausgefordert. Um 13:00h in Santiago hatten wir ein Auto und die Zusage, dass unser Gepäck am späten Abend nachgeliefert würde.

Also nahmen wir kurzentschlossen ein Zimmer im Holiday Inn gegenüber vom Flughafen und beschlossen, am Nachmittag einen Abstecher nach Farellones zu unternehmen. Farellones ist "das" Skigebiet für Santiago.
Hier wollten wir einen uns bekannten Standort von Austrocactus spiniflorus besuchen.
Austrocactus spiniflorus bei Farellones
Austrocactus spiniflorus bei Farellones
Wir hatten Glück und fanden eine der Pflanzen in Blüte vor. Die Pflanzen von Horridocactus curvispinus waren in Knospen und werden wohl erst zu Weihnachten blühen.
Wie Leuchtsignale machten die feuerroten Zwiebelpflanzen der Gattung Famatina in grandioser Kulisse auf sich aufmerksam.
Famatina beim Standort von A. spiniflorus
Famatina beim Standort von A. spiniflorus
Am Abend erhielten wir Gott sei Dank unser Gepäck, sodass wir am nächsten Tag unsere Tour starten konnten.
Am Sonntag den 13. fuhren wir über Los Andes und die Anden nach Argentinien.
Aufstieg zum Pass zwischen Chile und Argentinien
Aufstieg zum Pass zwischen Chile und Argentinien
Übernachten wollten wir in Uspallata, doch vorher wollten wir noch eine Visite bei den nördlichsten uns bekannten Austrokakteen machen.
Wir waren überrascht wie weit der Ausbau der Straße durch das Valle de Uspallata schon gediehen ist.
Kurz vor "unserem" Standort folgten wir den Angaben eines befreundeten Kakteenliebhabers und fanden neben dem gesuchten Austrocactus auch noch fantastische Maihueniopsen (evtl. 2 Formen) und zwergige, jung blühende Pyrrhokakteen.
Austrocactus nördlich von Uspallata
Austrocactus nördlich von Uspallata
Pyrrhocactus (Eriosyce) am gleichen Standort
Pyrrhocactus (Eriosyce) am gleichen Standort
Maihueniopsis beim Austrocactus nördlich von Uspallata
Maihueniopsis beim Austrocactus nördlich von Uspallata

Eine dieser Pflanzen war sogar schon aufgeblüht, die restlichen in Knospen.
Schade, dass gerade diese attraktiven Pflanzen der Gattung Pyrrhocactus und Horridocactus (inzwischen alle Eriosyce) so wenig Beachtung bei Liebhabern finden.
Wir hatten uns natürlich mal wieder viel zu lange aufgehalten und kamen erst zum Abend wieder nach Uspallata. Geschafft! Wir sitzen im Hotel und schreiben nun diesen Bericht.

Muchos saludos a todos,
Elisabeth und Nobby

P.S.: Weiteres dann bei der nächsten verfügbaren WiFi-Zone...
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cyrill
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von cyrill »

¡ hola !

Ich schliesse mich da vollends Herberts Vorrede an
und wünsche Euch möglichst viele Sonnentage!

Saludos
Cyrill
Quid pro quo
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kahey
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von kahey »

Auch ich kann mich da nur bedanken für die wunder volle Idee gleich vom Standort einen Reisebericht zuschreiben. Schöner Bericht und Fotos nur weiter so.
Viele Grüße
Dieter :lol: :o :)
Viele Grüße
Dieter
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Konrad
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von Konrad »

Hallo Ihr zwei Weltenbummler,
fotografiert schön fleißig damit wir möglichst viel zu sehen bekommen. Der Auftakt (Überraschung) ist Euch schon mal gelungen.

Beste Grüße aus dem trüben nasskalten Elbtal

Konrad
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Christa
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von Christa »

Hallo,

ich kann mich den Vorrednern nur anschließen und bedanke mich für die wunderschönen Bilder. Wünsche vor allem eine tolle
Reise.

LG Christa
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nobby
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

Hola,

endlich wieder Internetzugang!
Zuerst einmal Danke für die aufmunternden Worte und die guten Wünsche.
Am Montag haben wir uns erstmal mit der hiesigen Gesundheitsversorgung bekannt gemacht. Morgens musste Norberts kleiner Finger geröngt werden und nachmittags dann vom Traumatologen behandelt. Keine Sorge, es ist alles o.k. und der Finger ist getaped und auf dem Weg der Besserung.
Deshalb hatten wir weniger Zeit als geplant und haben uns auf einen Ausflug zum Cruz de Paramillo beschränkt.
Von da hat man nicht nur einen tollen Blick auf den Aconcagua (diesmal wolkenlos!) sondern es wachsen dort die schönsten Maihueniopsis glomerata Polster.
Cruz_de_Para.JPG
Kurz vorher fanden wir noch einen sehr hübschen Pyrrhocactus und auf dem Rückweg mussten wir unbedingt Halt machen für die großen Denmozas kurz vor Uspallata.
Denmoza.JPG
Abends fuhren wir Richtung Mendoza, um Roberto Kiesling zu besuchen.

Am Dienstag wollten wir endlich Austrokakteen bei Manzano Historico sehen. Das liegt südwestlich von Mendoza in den Anden.
Manzano_historico.JPG
Auf dem Weg dorthin sahen wir unseren schönsten Cereus aetiops (leider nur mit Knospen).
Cereus_aethiops.JPG
Und wir hatten Glück: wir fanden diesmal sehr viele Austrokakteen und sogar in Blüte.
Austrocactus.JPG
Froh machten wir uns auf den Weg über die Ruta 40 nach Malargüe und fanden gegenüber einem erloschenen Vulkan sehr schöne Pyrrhos und etliche Ptero tuberosus
Eriosyce.JPG
P_tuberosus.JPG
Mittwochs unternahmen wir zwei Ausflüge. Der erste führte uns zu den Castillos de Pincheira, einer bizarren Felsformation westlich von Malargüe.
C_de_Pincheira.JPG
Der zweite ging zu den Termas El Sosneado nördlich von Malargüe in den Anden.
Termas_El_Sosneadu.JPG

Bei beiden Abstechern sahen wir mehrfach Ptero fischeri - einige noch in Blüte. Außerdem traumhafte Landschaften und andere hübsche Blumen wie z.B. besondere Veilchen.
P_fischeri.JPG
Viola.JPG
Da wir in diesem Hotel zwei Nächte bleiben, wollen wir morgen unseren nächsten Bericht losschicken.

Jetzt wird es Zeit essen zu gehen, denn es ist fast 22:00 Uhr.

Hasta luego

Elisabeth und Nobby
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kahey
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von kahey »

Hallo Norbert und Elisabeth,
vielen Dank für die schönen Bilder und den Bericht, schade das Ihr wegen den Finger Zeit verloren habt aber es ist ja Gott sei Dank noch gut ausgegangen. Ihr habt ja schönes Wetter bei uns ist der Winter eingekehrt Nachts sind es -5 bis -6 Grad am Tage so um 0 bis -1 Grad.
Weiterhin viel Erfolg beim auffinden von Standorten und weiter schöne Bilder.
Gruß
Dieter
Viele Grüße
Dieter
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nobby
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

So, jetzt sind wir in Patagonien angekommen.

Mit ein bisschen Wehmut haben wir unser schönes Hotelzimmer in Malargüe verlassen und uns über die inzwischen gut ausgebaute Ruta 40 Richtung Süden begeben.
Hotelzimmer.JPG
Gut ausgebaut heisst nicht immer asphaltiert sondern kann auch eine sauber geschobene Schotterstraße sein.
Schotterschieber.JPG
Unterwegs nach Chos Malal in der Provinz Neuquen machten wir öfter Halt, um nach Kakteen zu schauen und schöne Landschaften zu genießen. Da wir diese Strecke in umgekehrter Richtung schon mal gefahren sind, hatten wir uns vorgenommen bewusst nicht auf unsere bekannten GPS Daten zurückzugreifen, sondern nur dort zu halten, wo es uns sinnvoll erschien. Diese Entscheidung war goldrichtig!
Dieser Abschnitt ist bekannt für seine Pterokakteen und Maihueniopsen.
Ptero_valentinii.JPG
Mopsis_recurvata.JPG
Dieser besonders hübschen Maihueniopsis Form haben wir kurzentschlossen den Namen Maihueniopsis darwinii Forma recurvata gegeben. Auch wenn's wissenschaftlich nicht haltbar ist finden wir ihn passend.

Bei diesem kraushaarigen Ptero müssen wir den Namen schuldig bleiben - vielleicht kann uns einer der Leser den Namen verraten.
Ptero_welcher.JPG
Besonders haben uns unsere Fundorte mit Austrokakteen gefreut.
Austrocactus.JPG
Glücklich kamen wir nach einem erfüllten langen Tag in Chos Malal an und fanden ein ordentliches Hotel mit guter Internetanbindung.

Ideal ist allerdings das benachbarte kleine Restaurant mit hervorragender Küche.

Muchos saludos

Elisabeth und Nobby
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nobby
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

Bevor wir gleich unser vorbestelltes Zicklein essen gehen, schnell noch der Bericht von heute.

Wir wollten ein Geysirfeld nördlich von Chos Malal in der Nähe des Vulkans Domuyo besuchen.
Geysir.JPG
Es ist zwar viel kleiner als das bekannte von El Tatio in Chile, dafür hatten wir es aber auch ganz für uns alleine.

Um dorthin zu gelangen folgten wir einer abenteuerlichen, teilweise sehr feuchten Piste endlang am Rio Neuquen.
Strecke.JPG
RioNeuquen.JPG
Heute war das Wetter ziemlich bedeckt und extrem windig - was erwartet man auch anders von Patagonien.

Kakteen hatten wir auf dieser Strecke nicht eingeplant. Umso überraschender waren für uns die Funde von Maihuenia poeppigii
an zwei Fundorten und die Tatsache, dass uns auf einer Bergkuppe, wo ein sehr heftiger Wind blies, an exponierter Stelle Austrokakteen anlachten.
Maihuenia.JPG
Austro.JPG
So, nun wird es langsam Zeit essen zu gehen. Sobald wir den nächsten Internetzugang haben melden wir uns natürlich wieder.

Elisabeth und Nobby
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kahey
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von kahey »

Hallo Elisabeth und Norbert,
vielen Dank für die Bilder und den Bericht schade das man da nicht dabei ist bei so einer Reise.
Ihr habt ja schon sehr viel gesehen und gefunden. Sehr erfolgreich Eure Tour.
Bei uns war es in der letzten Nacht -13Grad da habt Ihr es schon ein bischen Wärmer.
Alles gute für Eure weitere Fahrt und noch viele Bilder und Berichte.
Gruß
Dieter
Viele Grüße
Dieter
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nobby
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

Hallo aus Patagonien,

am Samstag haben wir einen Ausflug in den Nationalpark Caviahue/Copahue gemacht, weil wir dort Maihuenia poeppigii sehen wollten.
(Die anderen Kakteenstandorte lassen wir mal weg, weil wir Euch nicht zu sehr quälen wollen.)

Auf dem Weg zum Nationalpark gab es einige ungewöhnliche Strassenblockaden, die man nur mit entsprechender Geduld abwarten kann.
Strassenblockade.JPG
Da wir ja nicht nur für Sukkulenten halten, gab es auch noch Stopps, bei denen Elisabeth von den Pflanzen in die Knie gezwungen wurde.
Lisi_und_Veilchen.JPG
Wir fanden wieder herrliche Veilchen. Hier zwei Beispiele:
Veilchen1.JPG
Veilchen2.JPG
Einfach herrliche Pflanzen, denen wir aber bei uns niemals die Bedingungen bieten können, die sie brauchen. Deshalb kann man sie sich nur hier vor Ort in ihrer vollen Pracht ansehen.

Zum Glück fanden wir auch die gesuchten Maihuenias sogar in drei unterschiedlichen Blütenfärbungen: weiß, gelb und rosa.
Hier mal das Exemplar in rosa:
Maihuenia.JPG
Die Attraktion des Nationalparks ist die Landschaft mit den Araukarien und der Rio Agrio.
Er stürzt in einem spektakulären Wasserfall in die Tiefe und hat wilde Stromschnellen.
Da wir ja nicht alles verraten wollen, zeigen wir hier mal ein Bild einer Stromschnelle:
Rio_Agrio.JPG
Schon recht spät, erreichten wir unser Hotel in Zapala.

Herzliche Grüße ins eisige Europa

Elisabeth und Norbert
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nobby
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Re: Patagonien 2009/2010

Beitrag von nobby »

Hallo aus Patagonien,

unseren Sonntag (20.12.) wollen wir Euch am Beispiel des Besuchs eines einzigen Fundortes schildern.
Vielleicht bekommt der ein oder andere dannn einen Eindruck, welche Überraschungen dabei passieren können.

Wir hatten uns den Süden von Zapala ausgesucht, weil wir dort schauen wollten, ob dort ein Pterocactus araucanus vorkommt.
Circa 25 km südwestlich von Zapala kommen araucanus-Formen vor, die wir als "conoideus" bezeichnen (dazu gibt es auch schon einen Beitrag hier im Forum). Von Roberto Kiesling hatten wir erfahren, dass ca. 150 km südlich eine Form vorkommt, die fast warzenförmige Areolen hat. Der Originalstandort selber ist gut 300 km weiter südlich von Zapala.

Auf gut Glück fuhren wir in eine kleine Seitenstraße ca. 80 km südlich von Zapala und hielten nach längerer Fahrt an einer Stelle, die uns geeignet erschien.
Das erste, was wir fanden, waren herrliche Polster von Maihueniopsis und sehr viele ihrer Sämlinge.
Maihueniopsis.JPG
Ein sicheres Zeichen, dass dieser Fundort nicht stark beweidet wird, zumal wir auch keinen Ziegenkot fanden.

Als nächstes fanden wir einen Pterocactus araucanus, den wir nicht eindeutig zuordnen konnten.
P_araucanus.JPG
Unser "Jagdinstinkt" war geweckt und wir suchten weiter. Wir hatten Glück und fanden wieder einen Pterocactus - aber es war kein araucanus sondern eindeutig ein fischeri mit hellen, langen Papierdornen.
P_fischeri_hell.JPG
Also suchten wir weiter.
Diesmal fanden wir araucanus-Formen, die wir als Übergangsstufen zwischen den nördlichen und südlichen Formen einstufen.
P_araucanus_uebergang.JPG
Eigentlich schon mehr als zufrieden gingen wir den Hügel weiter hoch und stutzten, als Elisabeth neben einen weiteren Form des Pterocactus fischeri - hier waren auf einmal alle Papaierdornen lockig, einen toten Austrocactus fand.
P_fischeri_gelockt.JPG
Nun begann die Suche nach einem lebenden Austrocactus, um ihn ablichten zu können.
Wir gingen aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen ziemlich zielstrebig den Hügel hinauf und fanden fast auf der Kuppe komplett schwarzbedornte P. fischeri.
P_fischeri_schwarz.JPG
Von Austrocactus keine Spur. Elisabeth schlug vor wegen der Windrichtung auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Felsspalten zu suchen. Und genau dort fanden wir dann auch einige lebende Exemplare und sogar Sämlinge - die alle noch dort stehen!
Austros.JPG
Dieser Fundort erwies sich als ausgesprochen interessant und gleichzeitig verwirrend, denn er gab ein paar Antworten, warf aber auch sehr viele neue Fragen auf.

Heute geht es für uns weiter Richtung Meseta de Somuncura. Ein recht großes Gebiet im nördlichen Zentralpatagonien, das wir noch nie besucht haben und wo es nur wenige, kleine Orte/Siedlungen gibt.
Wir werden also ein paar Tage nichts von uns hören lassen.

Herzliche Grüße

Elisabeth und Norbert
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