Unbekannte Eriosyce in Chile

[Robby]

Hallo zusammen,

so faszinierend eine Reise in die Heimatländer der Kakteen auch ist - die spätere Aufarbeitung der verschiedenen Funde zu Hause ist mindestens genau so spannend.
Leider gibt es aber immer wieder einzelne Pflanzen, wo man beim besten Willen einfach nicht weiterkommt. Daher meine Bitte an euch, ob ihr zu den folgenden beiden Pflanzen eine Idee habt. Irgendwie passt da einfach nichts, was hier in dieser Gegend zu erwarten wäre. Da beides Einzelfunde waren, können natürlich auch Hybriden nicht ausgeschlossen werden:

1. Fundort am südlichen Ortsrand von Nicolasia (zwischen Freirina und Vallenar), Coquimbo
eine typische Eriosyce Frucht konnte ich ernten (dummerweise vor der Aufnahme...)

2. Standort ca. 10km südlich Freirina, Coquimbo
auffallend die haarfeine Bedornung. Wächst am Fuße einer C.coquimbana (vallenarensis)

Danke und Grüßle
Robby

[scoparius]

Hallo Robby, schöne Naturaufnahmen.
Ich würde bei beiden sagen Eriosyce (Horridocactus ) crispa.
Laut Ritter ist der Typusort östlich von Freirina. Bei Nicolasia wächst eine etwas grober bedornte Forn der E. crispa/ Pyrrhocactus crispus (Ritter), Neochilenia nigriscoparia (Backeberg)

[Robby]

Besten Dank für Deine präzise Recherche scoparius!

Bei der zweiten Pflanze hatte ich ebenfalls schon H.crispus im Visier. Es dürfte sich wohl um eine jüngere Pflanze handeln. Bei der ersten Pflanze kam ich wegen der geringen Dornenzahl, robusterer Bedornung, sowie der gräulichen Färbung nicht auf diese Idee. Beim Vergleich mit Backebergs Beschreibung der N.nigriscoparia zeigen sich dann aber doch Übereinstimmungen (kinnartige Höcker etc.).

Überhaupt sollte man nicht allzu vorschnell die alten Namen (Ritter und Co.) verwerfen. Mag sein, dass diese aus heutiger Sicht keinen Artrang mehr verdienen. Aber Bezeichnungen von klar unterscheidbaren Formen, welche auch räumlich gut getrennt sind, sollten doch zumindest als Namen weiter Bestand haben.
Copiapoa coquimbana und Eriosyce heinrichiana sind nur zwei Beispiele, die uns vor Ort die Augen geöffnet haben. Bei Gelegenheit werde ich mal einige verschiedene Habitate vorstellen, dann mag sich jeder selbst ein Bild machen, ob die heute gebräuchlichen Zusammenfassungen nicht doch einen großen Verlust an altem Wissen darstellen...

Grüßle Robby

[scoparius]

Hallo Robby, ja das glaube ich Dir sofort dass es in der Natur vor Ort auch zahlreiche nicht lehrbuchmässig aussehende Pflanzen zu finden gibt.
Bei E. crispa /Py. crispus sind die Dornen nicht immer so schön haarfein wie in den meisten angebotenen Kulturpflanzen zu sehen ist.
Weiter östlich im Tal des Huasco schließt sich das Verbreitungsgebiet von Eriosyce crispa ssp. atroviridis /Py. atroviridis an . Hier sind kürzere gerade Dornen typisch und es wird wohl auch Übergangsformen dazwischen zu finden geben.

weiter westlich (zur Küste hin ) müßte E. crispa v. huascensis / Py huascensis zu finden sein.
Hier Typisch wären die flacheren, weniger zahlreichen Rippen .

Die Blütenfarbe variert von Rosa /rot bis gelblich. Hier z.B. auch bei der selben Pflanze in einem anderen Jahr.

[Robby]

Hi scoparius,

besten Dank für die wunderschönen Aufnahmen.

Nur wenige Kilometer nördlich von Huasco, an einigen markanten Felsen oberhalb des Strandes, sind wir P.huascensis begegnet. Ich vermute, Juan Acosta hat unter seiner JA14 exakt dieselbe Pflanze gefunden.
http://www.flickr.com/photos/cactushorridus/199052920/

Habitat Eriosyce crispa v. huascensis - Huasco im Hintergrund mit Nebel (Camanchaca)

Eriosyce crispa v. huascensis - nördlich Huasco

Eriosyce crispa v. huascensis - nördlich Huasco

[scoparius]

Hallo Robby, wieder sehr schöne Naturaufnahmen.
Wenn man noch weiter nördlich fährt kommt man in das Gebiet von Totoral Bajo wo Pyrrhocactus totoralensis /Eriosyce crispa ssp. atroviridis v. totoralensis . Sie hat an manchen Fundorten auch mehr oder weniger verwobene Dornen und spitz zulaufende Patalen. Von Hunt wurde sie zu Eriosyce crispa eingezogen.
Seid Ihr der Pflanze auch begegnet?
Hier eine Kulturpflanze (Haage)

[Robby]

Mit meiner Reisenachbereitung bin ich bislang erst bis Huasco vorgedrungen, alles was nördlicher liegt harrt noch meinen Bestimmungsversuchen. Da hier auch die Anzahl an Copiapoaarten rasant zunimmt erfordert dies doch einiges an Literaturstudium...

Auf dem Weg von Huasco über Carrizal Bajo, Totoral, Pajonal nach Caldera sind wir leider nur wenigen Eriosyce begegnet. Hier aber zumindest einige Aufnahmen. Außer N.villosa sind bislang alles Unbekannte für mich, womit wir aber wieder voll beim Thema 'unbekannte Eriosyce' wären...

N.villosa und spec.Huasco wurden am gleichen Standort wie die oben vorgestellte huascensis gefunden.

Neoporteria villosa - Huasco

E.spec. - Huasco

Standort südlich Totoral

E.spec. - 5km südl.Totoral

und hier zwei Pflanzen nördlich von Totoral, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob dies evtl. junge Copiapoas sind.

unbekannt 1 - 12km nördl.Totoral (Pajonal)

unbekannt 2 - 12km nördl.Totoral (Pajonal)

[scoparius]

Schwierig. Ich würde fast sagen die letzten drei Photos könnten Copiapoa Arten sein.
Der Horridocactus ??- müsste eigentlich nach dem Standort auch eine Form von Eriosyce crispa v. huascensis sein.
Ich habe auch ein paar langdornige Kakteen die als -huascensis bezeichnet waren - aber ob solche auch in der Natur zu finden sind, kann ich nicht sicher sagen.

Vom Aussehen der gelblichen Dornen möglicherweise auch Pyrrhocactus intermedius (E. taltalensis v. pygmaea) kommt jedoch eher südlich von Chanaral , also noch ein Stück nördlicher vor.
Oder Pyrrhocactus /Eriosyce confinis ( müsste aber auch etwas nördlicher vorkommen).
Vielleicht hat jemand anders einen passenderen Namen für den schönen Kaktus von dem das Namensschild abgegangen ist.