Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1)

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Hardy_whv
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Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1)

Beitrag von Hardy_whv »

Hallo allerseits!

Ich will euch im Folgenden an meinem Gewächshausbau teilhaben lassen. Ist zwar nicht „live“ - dazu hätten mir in der Bauphase Zeit und Kraft gefehlt - aber so eine Rückschau ist hoffentlich auch hinreichend interessant. Jeden Tag geht’s ein kleines bisschen weiter. Hier folgt Teil 1 des Berichts.

Um den Spannungsbogen aufrecht zu halten, verrate ich noch nicht, ob die Geschichte auch ein Happy End hat ;)



Teil 1: Planung und Vorbereitende Maßnahmen

Ich war lange Zeit Balkon- & Fensterbank-Gärtner. Für einen Hobby-Botaniker wie mich auf Dauer ein unhaltbarer Zustand. Mitte vorigen Jahres waren die Umstände günstig, so dass ich den Wechsel von Wohnung zu Häuschen vollziehen konnte. Primäres Kriterium für den Hauskauf war natürlich: Das Haus muss über einen nicht zu kleinen Garten mit Platz für ein Gewächshaus verfügen. Und glücklicherweise habe ich sowas gefunden - was zufälligerweise auch noch den Ansprüchen der Hausbewohner gerecht wird ;)

Hier der Blick in den Garten:

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Der Blick geht Richtung Süden. Hinter dem Haus ist ein kleiner Graben, dahinter eine tiefer gelegene, feuchte Grünfläche. Unverbaubar.

Nach dem Einzug im Oktober kann die Planungsphase beginnen: Welches Gewächshaus (Hersteller, Größe/Modell, Verglasung)? Wo aufstellen? Wie heizen? Baudurchführung? Zunächst hatte ich vor, relativ rasch ein kleines Gewächshaus aufzustellen und nach ein, zwei Jahren dann etwas größeres dazu zu stellen. Es ist spannend, wie sich die Ideen im Laufe der Zeit ändern. Nach Durchdeklinieren aller Faktoren war der Plan am Ende, doch gleich das Haupt-Gewächshaus in Angriff zu nehmen.

Es wurden Kataloge gewälzt und Preise kalkuliert. Mehrfach bin ich bei HOKLARTHERM - in nur 50km Entfernung - vorbei gefahren, um mir in der Muster-Gewächshaus-Austellung Ideen zu holen. Ich hatte mich fast schon für ein Beckmann-GWH (Allplanta ALP3, Grundfläche 5,08 x 2,70m, 13,7m², 16mm Stegdoppelplatten "Longlife Plus") entschieden, aber letztendlich wurde es etwas Größeres von einem anderen Hersteller.

HOKLARTHERM ist gerade dabei, seine Modellreihe zu überarbeiten und bietet die neuen Bio-Top III (jetzt unter dem Namenszusatz „Orchidee“) standardmäßig mit Alltopverglasung und Farbbeschichtung und weiteren geänderten Details an. Der günstige Preis in Verbindung mit einem wertigen Eindruck und der Nähe des Herstellers hat letztendlich den Ausschlag gegeben.

Es wird nun also von HOKLARTHERM das Modell „Bio-Top III Orchidee - Sockelausführung“ in den Maßen 7,1 x 3,0m. Die Seitenwandhöhe beträgt 1,80m, Firsthöhe ist 2,79m. Das GWH ist dafür ausgelegt, auf einen gemauerten Sockel (ca. 34cm hoch, d.h. vier Reihen Klinker im Normalformat NF) gestellt zu werden. Das entsprechende Sockelprofil aus Metall gehört zum Lieferumfang. Der Sockel selbst hat die Außenmaße 7,23 x 3,30m. Der Sockel erhöht das Volumen, die Seitenwandhöhe beträgt mit Sockel nun ca. 2,10m, die Firsthöhe etwa 3,10m. Viel Platz also auch in die Höhe. Zudem gibt der Sockel dem GWH ein knuffigeres Aussehen.

Das Modell hat 4 Dachfenster (mit autom. Öffner) als Standard. Mir war das zu wenig. Ich bestellte zwei zusätzliche Dachfenster, zwei Seitenfenster und ein Giebelfenster (für den Rückwandgiebel) dazu. Als Verglasung wählte ich eine Mischverglasung aus 16mm ALLTOP (seitlich) und 16mm Stegdreifachplatten (für das Dach), in der Hoffnung, so hagelfester zu sein. Die Profile sind standardmäßig in tannengrün (RAL 6009) lackiert.

Ausstattung wie Tische (direkt am GWH montiert) und Bords bestellte ich gleich mit (ebenfalls in „tannengrün“), so dass alles aus einem Guss ist.

Nachdem die Wahl gefallen ist, gilt es, die Position auf dem Grundstück festzulegen. Die ersten Gedankenspiele werden mit Pflöckchen im Garten markiert:

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Damit man’s erkennt, habe ich die Grenzen mal markiert: weiß die Lage des Gewächshauses (also Ost-West-Ausrichtung), rot der Außenbereich, den ich noch pflastern will, um dort Pflanzen auch draußen aufzustellen und für eine kleine Sitzecke am Gewächshaus. Im Hintergrund erkennt man schwarzen Kabelsalat. Der Vorbesitzer hatte für eine angedachte Aufstellung eines Gartenhäuschens in weiser Voraussicht schon Wasser und Elektrik verlegt. Die kann ich nun für das GWH ideal nutzen.

Gewächshäuser sind in Niedersachsen seit Anfang 2012 bis 40m³ Raumvolumen genehmigungsfrei (zuvor lag die Grenze bei 30m³). Da ich mit dem Modell auf knapp 60m³ komme, musste ein Bauantrag gestellt werden. Ein Normalsterblicher darf dies jedoch nicht; man muss „vorlageberechtigt“ sein. HOKLARTHERM beschäftigt hierfür eine Architektin, deren Dienste ich in Anspruch nehme.

Am 24.01. wird der Bauantrag gestellt, am 27.02. erhalte ich die Baugenehmigung. Einzige Auflage: „Es ist ein Bauschild aufzustellen.“

Eigentlich wollte ich schon Ende Februar anfangen, damit die Kakteen so ab Anfang April einziehen könnten. Wir haben hier im Norden oft schon kurze und zudem milde Winter. Aber leider spielte das Wetter dieses Jahr nicht mit. Insofern wurde die Startphase sukzessiv nach hinten verlegt. Am 08.04. sollte es dann endgültig losgehen.

Zuvor habe ich das Schnurgerüst aufgebaut. Dabei kommt es darauf an, die Latten sauber horizontal auszurichten. Hierfür kommt eine Schlauchwaage zum Einsatz. Da die Regenrinnen fest am GWH befestigt sind, habe ich die hintere Giebelseite, wo das Wasser abfließen soll, ca. 1,5cm tiefer gesetzt als die vordere Giebelseite. Das Gewächshaus hat also in Längsrichtung auf der Gesamtlänge 1,5cm Gefälle. Dann werden die Schnüre so positioniert, dass Länge/Breite stimmen und der rechte Winkel eingehalten ist. Ich habe das gefühlt ca. 100-mal nachgemessen und kontrolliert. Am Ende bin ich hinreichend zuversichtlich, dass alles stimmt.

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Als letzte vorbereitende Maßnahme vor dem Baggereinsatz wurden die vom Vorbesitzer schon verlegte Wasserleitung und Stromkabel aus dem Gefahrenbereich geräumt.

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Da die Schnüre des Schnurgerüsts naturgemäß beim Baggern stören, habe ich die Maße mit Sand auf dem Rasen markiert und zudem die Ränder mit den Spaten angestochen, damit die Grassoden sich mit dem Bagger sauber ausheben lassen.

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Fast hätte ich’s vergessen: Das Baustellenschild ist noch aufzustellen. Das war noch die leichteste Übung.

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So, jetzt kann die aktive Bauphase beginnen. Davon berichte ich morgen in Teil 2.


Gruß,

Hardy Bild
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scoparius
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von scoparius »

Das fängt gut an Hardy , bin schon gespannt auf die Fortsetzung. - Ich tippe übrigens dass es ein Happy End bei dieser Story gibt :mrgreen:
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Hardy_whv
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Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 2)

Beitrag von Hardy_whv »

Hallo ihr beiden,


freut mich, dass es interessiert. Aber eure Neugier zu Einweihungsparty oder Happy End will ich noch nicht befriedigen ;)

Hier also die versprochene Fortsetzung.


Teil 2: Aushubarbeiten

Tag 1: Am Montag, den 08.04. fällt der Startschuss. Habe 2 1/2 Wochen Urlaub und bin guter Dinge, in der Zeit fertig zu werden. Ja, ich war schon immer ein unverbesserlicher Optimist ;)

Als erstes wurde ein 7m³-Container für den Aushub angeliefert. Ich hatte insgesamt 18m³ Aushub kalkuliert.

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Das GWH soll auf ein Ringfundament gesetzt werden, dass in 80cm frostfreie Tiefe reicht. Ich verzichte auf eine Bodenplatte, sondern pflastere den Innenbereich. Der Aushub umfasst also einen Ring von ca. 100cm Tiefe für das Ringfundament sowie in der Innenfläche etwa 40cm (für eine Tragschicht für die Pflastersteine).

Dann kam der Mini-Bagger. Bevor man loslegt, muss man sich gut überlegen, in welcher Reihenfolge man was baggert. Denn wo man mal gebaggert hat, kann man nicht mehr fahren. Es wurde also zuvor ein strategischer Baggerplan erstellt ;-)

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Die Zahlen zeigen an, in welcher Reihenfolge ich vorgehe. Erst die eine kurze Seite, dann die beiden Längsseiten, dann die Innenfläche (nicht so tief) und dann die letzte kurze Seite, die von rechts und links ausgebaggert wird.

Man erhält bei der Lieferung des Baggers eine kurze Einweisung und schon kann’s losgehen.

Es dauert ein paar Minuten, bevor alle Funktionen in Fleisch und Blut übergegangen sind, aber schon sehr schnell kann man produktiv arbeiten. Wichtig ist die Fixierung des Baggers für die Arbeit. Dafür hat er so eine Art Schieber an der Vorderkante des Gefährts, der während des Baggerns nach unten gedrückt wird. Man sollte nur nicht vergessen, das Teil hochzuziehen, wenn man weiterfahren will :) Insgesamt ein Tag mit Spaß-Faktor. Das Photo ist zwei Stunden nach Bagger-Lieferung aufgenommen ..

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Weitere zwei Stunden später:

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Und das weitere fünf Stunden später, also neun Stunden nach Lieferung des Baggers.

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Der Bagger kam mit drei Schaufeln, eine 20cm breit, eine 45cm und die dritte einen Meter. Für die tiefen Stellen des Ringfundaments habe ich die 45cm-Schaufel verwendet, für den flächigen Aushub im Inneren die 1m-Schaufel.

Am zweiten Tag musste ich den Bagger abgeben. Die wenigen verbleibenden Stunden nutze ich, mit dem Bagger möglichst viele Schubkarren zu füllen und Erde abzufahren. Dann wird der Bagger für die Abgabe gereinigt und zur Auffahrt gefahren. Der Durchgang zwischen Haus und Carport/Schuppen ist gut 2m breit, der Weg aber nur etwa einen Meter. Der Bagger kann seine Raupen seitlich einziehen, so dass er eine Spurbreite von ca. 1m hat. Damit kann er fast überall hin.

Beim Fahren über den Rasen lassen sich Kollateralschäden nicht ganz verhindern. Der Bagger wiegt 1,5 Tonnen und steht halt auf relativ kleiner Fläche. Die Raupen fressen sich gut in den Rasen, insbesondere bei Kurvenfahrt.

Beschäftige mich einen guten Teil des Rest des Tages damit, Erde vom Garten in den Container zu verfrachten. Der Radius des Minibaggers ist nicht so groß. Dementsprechend befindet sich der Erdaushub an drei Seiten der Grube. Um dort aber künftig vernünftig arbeiten zu können, muss ein Teil der Erde da weg. Der Container hat eine Klappe, so dass man mit der Schubkarre hinein fahren kann. Dieses Vergnügen ist jedoch zeitlich begrenzt. Spätestens ab einem Befüllungsgrad von 40% kommt man auch mit Anlauf nicht mehr in den Container und muss die Klappe schließen. Die restlichen 60% werden dementsprechend von der Schubkarre in den Container geschaufelt.

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Später am Tag soll der Schotter (als Drainage für das Fundament und als Tragschicht für den Bodenbelag im GWH und davor) geliefert werden. 10m³ Bedarf hatte ich kalkuliert. Macht 16 Tonnen Schotter. Auf dem folgenden Photo sieht man die ausgelegte Plane für die Ablage des Schotters (und den abgabebereiten Mini-Bagger).

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Ich hatte Anfang des Jahres viele Sträucher bestellt, um den etwas kahlen Garten zu beleben. Leider erfolgt die Lieferung genau jetzt, wo ich eigentlich gar keine Zeit für sowas habe. Da viele der Sträucher wurzelnackt sind, sollten die auch schnellstmöglich in die Erde. Schlechtes Timing ...

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Der Schotter wird am späten Nachmittag mit einem 4-achsigen 40-Tonner geliefert (leider ohne Photobeweis). Es ist schon beeindruckend, wenn der Fahrer hinten am Heck des Fahrzeugs seine Fernbedienung einstöpselt, und damit nicht nur die Ladefläche kippen, sondern den ganzen LKW fernsteuern kann (fahren nach vorne oder hinten inkl. Lenken). So lässt sich der Schotter sehr exakt abladen, so dass die Plane als Abladefläche ausreicht.

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Der gelieferte Schotter ist leider feiner als gedacht. Hoffentlich nicht zu fein für eine ordentliche Drainagewirkung.

Leider stellte sich am dritten Tag Dauerregen ein. Da lernt man so richtig kennen, was es bedeutet, Kleiboden im Garten zu haben:

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Ohne die Achsbefestigung würde das Rad der Schubkarre nach dem Schneeballprinzip vermutlich unendlich breit. Auch die Gummistiefel „wachsen“ bei der Arbeit. Damit die Baugrube nicht für lange Zeit unbegehbar wird, musste sie schnellstens mit einer Plane gegen Überflutung geschützt werden.

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Während ich fleißig Erde abfahre (immer mal wieder gestoppt durch kräftigen Regen), verwandelt sich meine Einfahrt in ein Baustofflager:

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Am 9. Tag (zählend vom ersten Spatenstich ... genauer gesagt Baggereinsatz) ist endlich genügend Erde abgefahren und der Aushub vollendet. Das Fundament will ich aus 30cm breiten Schalungssteinen als Ringfundament herstellen. 30cm sind eigentlich von der Festigkeit her nicht erforderlich, aber da der Sockel 28cm breit auszuführen ist (ergibt sich auch aus der Konstruktion der GWH-Befestigung), kann das Fundament nicht schmaler sein. Damit man genügend Platz zum Arbeiten hat, habe ich zu beiden Seiten 18cm vorgesehen. Der Aushub im Fundament-Bereich ist also 66cm breit. Dazu war an diversen Stellen mit dem Spaten noch Nachbesserung der Baggerarbeit erforderlich. Hierbei zeigt sich ein Vorteil des Kleibodens: Der Aushub lässt sich zentimetergenau ausführen und die Wände drohen nicht einzustürzen.

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Damit ist die destruktive Phase (abreißen und wegfahren) abgeschlossen und es beginnt der konstruktive (aufbauende) Teil. Yippee.

Aber davon morgen mehr im Teil 3.


Gruß,

Hardy Bild
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nobby
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von nobby »

Lese begeistert mit!

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Herzliche Grüße
Nobby
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Hardy_whv
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Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 3)

Beitrag von Hardy_whv »

Hallo allerseits,

freut mich, wenn's gefällt.

@ CABAC: Meine Hochachtung für deine manuelle Aushub-Tätigkeit. Ich gebe zu, dass es mir an der nötigen Phantasie fehlt, mir vorzustellen, den Aushub auch ohne Bagger hinzubekommen. Ich hatte kurz drüber nachgedacht, bin aber sehr froh, es gar nicht erst versucht zu haben. Es sind etwa 30 Tonnen Erde, die bewegt werden mussten. Mir tat auch so schon - trotz Bagger - in den ersten 2 1/2 Wochen täglich buchstäblich jeder Knochen weh. Die liebe Kleierde hat zudem die Eigenschaft, wenn sie erst einmal am Spaten klebt, sich nicht mehr freiwillig davon zu lösen. Man kämpft mit jedem Spatenstich also zweimal; einmal beim ausheben und einmal beim abklopfen der Erde vom Spaten.

So, hier geht’s mit Teil 3 - dem Werden des Fundaments - weiter. Viel Spaß!


Teil 3: Fundamentbau

Am 9. Tag beginnt nun also die „konstruktive“, aufbauende Phase. Ein gutes Gefühl. Zunächst kommt etwas Schotter in die Grube für das Ringfundament, um die gröbsten Unebenheiten auszugleichen, dann wird sie mit Vlies ausgelegt. Das Vlies soll dauerhaft verhindern, dass Schotter und die feinen Bestandteile des Kleibodens sich im Laufe der Zeit vermengen und der Schotter somit seine drainierende Wirkung verliert.

Mein Schnurgerüst hatte ich auf 40cm oberhalb Oberkante Fundament justiert. Das Fundament soll 80cm tief reichen. Es wird nun soviel Schotter aufgefüllt, festgestampft und nivelliert, dass es von Oberkante Schotter bis zur Schnur 120cm sind.

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Nun kann das Verlegen der Beton-Schalungssteine beginnen. Die erste Reihe ist eine figgeliensche Angelegenheit. Sie muss exakt sitzen. Insbesondere die Ecksteine, wo man noch alle Freiheitsgrade hat, sind eine nervenraubende Sache. Wenn man die Höhe und die horizontale Ausrichtung hinbekommen hat, ist der Stein seitlich nicht mehr richtig positioniert. Hat man dies wieder ausgerichtet, stimmt die Höhe nicht mehr oder die Wasserwaage zeigt an, dass der Stein schief ist. Nach gefühlten 30 Minuten ist der erste Eckstein gesetzt.

Dann wird ein zweiter Referenzstein gesetzt, so dass über eine Latte die Seite fixiert wird. Die folgenden Steine verfügen somit über deutlich weniger Freiheitsgrade und ihre Positionierung ist schneller erledigt, kann aber auch mal ein paar Minuten in Anspruch nehmen.

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Am Ende von Tag 11 ist die erste Reihe gesetzt. Diese erste Reihe hat also insgesamt einen Tag in Anspruch genommen.

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Die erste Reihe habe ich dann zu einem Drittel mit Beton vergossen, um die Steine zu fixieren.

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Die unhandliche Ganz-Gruben-Abdeckung, die durch ein paar stürmische Tage auch schon gelitten hatte, tausche ich nun gegen eine leichter zu handhabende Abdeckung, die nur die Schalungssteine umfasst.

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Bei der zu erwartenden geringen Belastung des Fundaments ist eine Bewehrung nicht wirklich erforderlich, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich gönne dem Fundament etwas Bewehrungsstahl. Zunächst drei Ebenen horizontal (zwischen der 1. und 2., der 2. und 3. und der 3. und 4. Reihe) sowie senkrecht (einzelne kurze 60cm-Stäbe senkrecht in die Kammern gestellt).

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Auch um die Ecke darf der Bewehrungsstahl. Da hier Endsteine verbaut sind und diese seitlich keine Aussparung für Bewehrungseisen haben, muss eine kleine Aussparung mit dem Trennschleifer ausgeschnitten werden.

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Während ich für die erste Reihe einen ganzen Tag benötigt habe, sind die nächsten drei Reihen innerhalb eines Tages gesetzt. Hier steht bereits die dritte Reihe:

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Verzögert wird die Arbeit nur dadurch, dass je Seite mindestens ein Stein mit dem Trennschleifer zurechtgeschnitten werden muss, sofern man das Fundament nicht in einer Größe des Vielfachen einer Schalungsstein-Länge realisieren kann/will.

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Mit einer guten Diamant-Trennscheibe ist das alles kein Problem. Augenschutz nicht vergessen!

Am Ende des Tages steht die vierte Reihe:

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Es sieht schon beeindruckend aus. Ein Nachbar fragte, ob ich das Gewächshaus unterkellern will ;)

Mit wenig Überzeugung lege ich auch noch an allen Seiten Drainagerohre (sie sind übrigens widerspenstiger als man denkt) aus. Damit die sich nicht vollsetzen, werden sie mit Vlies umwickelt. Die Rohre sind erstmal prophylaktisch in der Erde. Angeschlossen an einen Abfluss sind sie nicht. Aber wenn es erforderlich werden sollte, brauche ich nur noch an einer Stelle den Anschluss zu legen, der Rest ist schon in der Erde.

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Jetzt kann mit dem Befüllen der Schalungssteine mit Beton begonnen werden. Ich hatte mir Portlandzement (CEM II/A-LL 32,5 R) und Estrichkies kommen lassen und mische den Beton (Verhältnis 1:4) selbst an. Der Beton wird dann Eimerweise in die Schalungssteine gegossen.

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Insgesamt fasst die Mauer ca. 3,5m³ Beton, also ca. 7 Tonnen. Eigentlich wollte ich mir den Beton in einem Silo kommen lassen, aber bei der „geringen Menge“ von 3,5m³ winken alle ab. 7t sind aber, wenn man sie selbst anmischt und dann mittels Eimer verbringt, leider alles andere als „gering“. Es gibt auch LKW, die mit einem langen „Rüssel“ ausgestattet sind, mit dem man den Beton direkt an den Ort des Geschehens pumpen kann, aber die üblichen Fahrzeuge haben nur 35 oder 40m Rüssellänge. Das reicht leider nicht von der Straße bis zum Gewächshaus ...

Es ist nicht gut, wenn der Beton in trockene Schalungssteine vergossen wird, da diese dann die Feuchtigkeit aus dem Beton saugen. Die Schalungssteine befeuchte ich daher vorher an.

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Durch Stochern wird sichergestellt, dass sich der Beton setzt und keine kleinen Hohlräume (die die Festigkeit reduzieren) entstehen. Profis machen das mit Rüttlern, aber für so ein Kleinprojekt wäre das wohl übertrieben.

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Inzwischen leert sich mein Baustofflager synchron mit den Fortschritten im Garten ...

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... die Freude währt aber nur lange.

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Angeliefert werden die Pflastersteine (für ca. 50m²) und Kies sowie etwas Nachschub an Zement. Ich will sowohl den Boden des GWH pflastern, als auch einen Teil der Außenfläche, um dort Kübelpflanzen oder Frühbeete aufzustellen. Etwas Platz für eine kleine Sitzecke soll dort auch entstehen.

An diesem Tage regnet es kontinuierlich. Fürs Betonieren subotimal. Ich gönne mir einen baustellenfreien Tag.

Am nächsten Tag ist es kalt, aber trocken. Ich kann das Betonieren des Fundaments abschließen. Wir schreiben Tag 27, mein Urlaub ist also seit 4 Tagen zu Ende. Mir haben in der „Urlaubsphase“ jeden Abend buchstäblich alle Knochen weh getan. Ich hatte meine Aktivitäten abseits der Baustelle auf lebenserhaltende Maßnahmen beschränkt, wie atmen, trinken, essen und schlafen. Nun kann sich der Körper im Büro erholen (dort schmerzt nur manchmal das Hirn ...) und habe dann abends Zeit für drei, vier Stunden auf der Baustelle.

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Habe auch schon an einer der kurzen Seiten angefangen, die Dämmung anzubringen. Plane zunächst, nur die Außenseite des Fundaments mit 5cm Styrodur zu dämmen. Die Platten lassen sich leicht mit Cuttermesser zurechtschneiden, die Arbeit geht rasch voran. Die Platten werden nur an vier Stellen punktmäßig mit einem Kleber am Fundament fixiert, anschließend wird gleich Schotter außen aufgefüllt, der die Platten an das Fundament drückt.

An der Innenseite des Fundaments führe ich das Wasserrohr für den Wasseranschluss in Türnähe nach oben, die Stromversorgung vom Haus sowie ein Erdkabel für einen möglichen Stromanschluss im Garten sind in der Nord-West-Ecke des GWH platziert.

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Später merke ich, dass die Befestigung des Wasserrohrs Unsinn war. Warum, ist später zu sehen.

Das nächste Arbeitspaket umfasst die Fertigstellung der Dämmung, das Ausmessen der Position der Bodenanker, Befestigung der Bodenanker (erst wenn der Beton etwas weiter ausgehärtet ist) und das Aufbringen einer Sperrschicht.

Für den Fall, dass das Fundament mal feucht wird, soll durch eine Sperrschicht verhindert werden, dass die Feuchtigkeit nach oben in den Sockel zieht. Die Sperrschicht besteht aus einer Art Dachpappe. Diese gibt es pfiffigerweise direkt in 30cm breiten Rollen. Passt also exakt für mein Fundament. Diese Sperrschicht wird mit Bitumen-Kaltkleber mit dem Fundament verklebt.

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Vorher hatte ich die Position der Bodenanker vermessen und auf dem Fundament markiert. Nach Aufbringen der Sperrschicht werden die nötigen Aussparungen ausgestanzt und die Bodenanker mit dem Fundament verschraubt. Am Ende von Tag 21 sind die Sperrschicht verlegt und sieben der neun Bodenanker befestigt.

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Der Bereich vorne, wo die Sperrschicht fehlt, ist die vorgesehene Türaussparung (106cm breit). Da hier nichts nach oben ziehen kann, ist auch keine Sperrschicht erforderlich.

Die Befestigung des Gewächshauses auf dem Fundament ist wie folgt vorgesehen: Auf den gemauerten Sockel wird ein Aluprofil gesetzt. Auf dieses wird das GWH gestellt. Das Profil wird über neun Bodenanker direkt mit dem Beton-Fundament verbunden. Das GWH wird nun an dem Alu-Profil befestigt. Die Bodenanker sehen so aus:

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An diesem Tag war auch der Maurer für eine Baustellenserkundung vor Ort. Er wird morgen beginnen, den Sockel zu mauern. Bis hier habe ich alles alleine gefertigt. Aber das Mauern des Sockels will ich lieber einem Fachmann überlassen. Aber dazu mehr in Teil 4, den es morgen gibt.


Gruß,

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K Klaus
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von K Klaus »

Hallo :) ! Muß gerade feststellen das das größer wird als meine zwei Fensterbretter :shock: :lol:
Tool wie du das machst, na da bin ich ja auf die Fortsetzung gespannt. Welche Arten wirst du darin halten? Und wo sind jetzt ( o. waren) deine Pflanzen? Danke fürs zeigen! Gruß Klaus
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scoparius
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von scoparius »

Respekt Hardy , Du machst das aber ganz genau.
In die Schalungssteine habe ich mich sofort verliebt ;) . ich freue mich auf die Fortsetzung.
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nobby
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von nobby »

In die Schalungssteine habe ich mich sofort verliebt ;) .
Ungewöhnlich!

Gruß Nobby
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guiterrezii
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von guiterrezii »

Erstklassiger Aufbaubericht!
Sollte ich mal meinen Gewächshaustraum verwirklichen wollen/können, kram ich mir erst diesen Bericht hervor!
Bin gespannt wie es weiter geht!!

ciao, Tom.
Kakteensammeln ist eine internationale, schwere Krankheit. Wer infiziert ist, ist nicht mehr zu retten !
Josef
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von Josef »

Hallo Hardy,
tolle Leistung und alles so genau und penibel! Da kann das Endergebnis nur gut ausfallen.
Liebe Grüße von (einem etwas neidischen) Josef
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Thomas Brand
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von Thomas Brand »

Moin Hardy,

wirklich beeindruckend ist Dein Bericht. Das alles noch so nebenher zu fotografieren - Respekt!
Mach weiter so - ich freu mich schon auf die kommenden Bau- und Berichtsabschnitte.

Gruß
Thomas
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scoparius
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Re: Ein Gewächshaus entsteht - ein Fortsetzungsroman (Teil 1

Beitrag von scoparius »

nobby hat geschrieben:
In die Schalungssteine habe ich mich sofort verliebt ;) .
Ungewöhnlich!

Gruß Nobby
Tja wie sagt man : Liebe geht eben durch den Magen :lol: (Tschuldigung Hardy für diesen OT -Beitrag)
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